Knapp 200 Zuschauer haben in der Turn- und Festhalle Heimerdingen den Ländervergleich zwischen Baden-Württemberg und Kroatien verfolgt. Nach sechs Duellen haben die Südeuropäer die Nase mit 7:5 vorne.

Ditzingen - Die Heimerdinger Sporthalle hat am Sonntagvormittag so gar nichts von dem Glamour, mit dem ARD, ZDF und RTL einst Profi-Boxkämpfe eines Henry Maske, Dariusz Michalczewski oder Graciano Rocchigiani in die deutschen Wohnstuben übertragen haben. In der Hallenmitte ist ein schlichter Boxring auf einem Stahlgestell aufgebaut, dessen Holzboden immer wieder merklich knarzt, wenn zwei Boxer in den Nahkampf gehen. Dennoch haben sich knapp 200 Zuschauer eingefunden, die den Box-Länderkampf zwischen der baden-württembergischen Auswahl und der kroatischen Nationalmannschaft verfolgen wollen.

 

Dass sie einen Amateur-Boxkampf von solchem Niveau vor der eigenen Haustüre sehen können, verdanken sie Ernst Benkesser und Jürgen Wiedemann. Benkesser ist Vorsitzender des VfK Germania Stuttgart, des ältesten Boxklubs in Württemberg, in dem seit mehr als 115 Jahren Boxsport betrieben wird. Als dieser vor einigen Jahren für seine ehrenamtliche Tätigkeit eine Auszeichnung des Verbandes erhielt, äußerte er den Wunsch, einmal in seiner Heimat Heimerdingen einen Boxkampf sehen zu können.

Zum zweiten Mal zu Gast in Heimerdingen

Dies hörte auch Jürgen Wiedemann, Vorsitzender von Ring-Frei Leonberg und Präsident des baden-württembergischen Boxverbandes. Im vergangenen Jahr gelang es ihm bereits, mit Unterstützung der SportRegion Stuttgart einen Regio-Cup in Heimerdingen auszurichten, der rund 300 Zuschauer anlockte. In diesem Jahr legte Wiedemann mit dem Länderkampf nach.

Lokalmatadoren von Ring-Frei Leonberg bekamen die Zuschauer allerdings nicht zu sehen: „Ich hätte gerne zwei in den Ring geschickt, aber ihre Gegner haben kurzfristig verletzungsbedingt absagen müssen“, erläutert Wiedemann. Dennoch ließen es sich unter anderem Ditzingens Oberbürgermeister Michael Makurath und der ehemalige Weltklasse-Stabhochspringer Günther Lohre nicht nehmen, dem Box-Länderkampf beizuwohnen.

Der Großvater war Präsident des Box-Clubs

Ansonsten waren es jedoch vor allem Insider und Kenner der Szene, die sich das sportliche Ereignis nicht entgehen lassen wollten. Michael Kern aus Leonberg war mit seinen Eltern, Sohn und Bruder in Heimerdingen – aus familiärer Verbundenheit: „Mein Großvater war Präsident bei VfK Germania Stuttgart“, erklärt er die Box-Leidenschaft der Familie.

Bereits um 9.30 Uhr hat sich Heidelore Ried aus Göppingen mit ihrer Familie auf den Weg in Richtung Heimerdingen aufgemacht – und auch sie führt familiäre Wurzeln als Grund an: „Ernst Benkesser ist mein Schwiegervater und hat uns eingeladen“, erklärt sie. Auch ehemalige Ring-Frei-Boxer schauten in Heimerdingen vorbei. „Ich habe drei Jahre lang unter Jürgen Wiedemann als Trainer geboxt“, erzählt Niko Karamichalis, „es zieht einen immer noch in diese Richtung.“ Er wollte vor allem seinem vierjährigen Sohn Chris die Sportart näher bringen: „Er soll auch mal regelmäßig Sport machen, ob das nun Boxen ist oder nicht, ist egal“, sagt Karamichalis über seinen Filius, der derzeit bei den Bambinis des SG Weilimdorf ringt.

Die kroatischen Eliteboxer setzten sich nach sechs Kämpfen, einer davon über fünf Runden, mit 7:5 durch. „Die Kroaten hatten ein starkes Team“, meinte Wiedemann, der selbst zweimal württembergischer Meister war. Für die baden-württembergischen Punkte sorgten Stefan Nikitin (Boxing Villingen-Schwenningen), Amon Kornmeier (BSV Freiburg) und Johannes Afrim (VfK Germania Stuttgart).