Der Stuttgarter Box-Trainer Conny Mittermeier hat den ehemaligen WBO-Weltmeister Marco Huck vorbereitet, ehe es kurz vor dem Kampf am Samstag zum Streit kam.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Geht es um die Personalie Marco Huck, dann hat der Boxtrainer Conny Mittermeier zurzeit eine ziemlich kurze Zündschnur. Normalerweise ist der Stuttgarter im aufgeregten Boxbusiness einer der Typen, die komplett in sich ruhen. Versace-Anzüge, wie sie Huck abseits des Rings gerne trägt, sind ebenfalls nicht die Sache des 54-Jährigen. Wenn etwa die Presse zum Gedankenaustausch anrückt, dann sitzt Conny Mittermeier gerne im Trainingsanzug und Bergstiefeln da. „Das Showbusiness ist nichts für mich“, sagt er, „mir geht es um den Sportler – und um seine perfekte Kampfvorbereitung.“

 

Womit wir beim Thema wären. Denn wenn der Cruisergewichtler Marco Huck an diesem Samstag (22.30 Uhr/RTL) im westfälischen Halle gegen den britischen Titelträger Ola Afolabi im WM-Kampf nach Version der unbedeutenden IBO in den Ring steigt, dann steckt ein ganze Menge Conny Mittermeier in dem Boxer, den sein einstiger Stall Sauerland-Event früher als „Käpt’n Huck“ zu Markte trug.

Allein dreieinhalb Wochen hat Huck in der Vorbereitung auf den Afolabi-Kampf in Stuttgart verbracht. 240 Kilometer ist der Ex-Champion, der in seinem letzten Kampf gegen den Polen Krzysztof Glowacki im vergangenen August in Newark seinen Weltmeistergürtel verlor, unter der Regie Mittermeiers gelaufen. Schließlich ist bei dem verkorksten US-Gastspiel des Marco Huck einiges schiefgelaufen – am auffälligsten aber war der konditionelle Abfall des 31-Jährigen, der gegen Glowacki in der elften Runde total entkräftet schwer k. o. ging. Und das, obwohl der schlagstarke Wahl-Berliner den Gegner in Runde sechs seinerseits am Boden gehabt hatte.

Mittermeier ist schon lange im Boxgeschäft dabei

Doch Conny Mittermeier hat mit dem Ex-Champion nicht nur Kondition gebolzt, er hat auch eifrig an Technik und Taktik gefeilt. „Ich bin noch einer von der alten Schule“, sagt der Trainer, der einst den Stuttgarter Vitali Tajbert zu Olympiabronze und dann in das Profigeschäft führte.

Vor einer Woche allerdings hat Conny Mittermeier lieber seine Sachen gepackt – und hat Hucks Trainingscamp in Braunlage von sich aus verlassen. „Wenn ich das nicht getan hätte, könnte ich nicht mehr in den Spiegel schauen“, sagt der Coach. Schließlich hatte ihn Huck kurz zuvor brüskiert, indem er dem Stuttgarter eröffnete, das nicht er, sondern der bisherige Athletiktrainer Varol Vekiloglu während des Kampfes gegen Afolabi in der Huck’schen Ringecke die Kommandos geben werde. Mittermeier sollte daneben den Wasserträger geben. Die offizielle Begründung des Boxers: „Ich habe gemerkt, dass Varol in Stresssituationen besser an mich herankommt und mich besser motivieren kann.“

Hat der Huck-Clan also lediglich das Knowhow des Conny Mittermeier („Der Marco ist nicht leicht zu führen, aber er hat voll mitgezogen“) ausgenutzt, um an eine professionelle Vorbereitung zu kommen? Immerhin mangelt es dem Selfmademan und Chef der „Huck Sports Promotion“ (HSP) seit seinem Ausstieg bei Sauerland, der im Streit vonstattenging, an einem guten Trainer. Sein alter Coach Ulli Wegner, 73, darf ihn nicht mehr betreuen; ein kurzes Intermezzo unter dem Amerikaner Don House mündete in die verheerende Niederlage gegen Krzysztof Glowacki.

Wladimir Klitschko setzt sich für Marco Huck ein

Trotz allem hofft auch Conny Mittermeier, dass Huck das Duell mit Afolabi gewinnt. Bereits zum vierten Mal stehen sich beide Boxer im Ring gegenüber, immer waren die Kämpfe eng. Zweimal siegte Huck, der seine Premiere als RTL-Kämpfer dem persönlichen Einsatz von Wladimir Klitschko zu verdanken hat; einmal gab es 2012 in Erfurt ein Unentschieden.

„Ich wünsche Marco den Sieg“, sagt Conny Mittermeier. Denn einerseits möchte der 54-Jährige ja den sportlichen Beleg dafür, dass er seine Arbeit in der Vorbereitung professionell und gut gemacht hat. Zum anderen läuft der Vertrag des Trainers, der Teile seines Honorars bereits erhalten hat, mit der HSP noch bis Ende des Monats. Und wer wünscht seinem Arbeitgeber schon Schlechtes?