Die Pop-Welt von Boy ist pastellfarben. Mit ihrem Konzert beim New Fall Festival begeistert das Duo die Gäste, auch wenn es zuvor ein leichtes Chaos mit den Karten gab.

Freizeit & Unterhaltung: Anja Wasserbäch (nja)

Stuttgart - Valeska Steiner erzählt von Boris, jenem Typen, von dem das nächste Lied handelt. Sie hatte gestern von ihm einen Anruf in Abwesenheit auf dem Handy. „Soll ich ihn zurückrufen?“, fragt sie die Gäste im ausverkauften Mozartsaal. Die Fans wollen das. Und zwar sofort. Sie sind aber alle sogleich wieder mucksmäuschenstill, wenn Steiner zu singen beginnt. Ihre Stimme ist zart, lässt aber auch Brüche zu. So geht das mit Boy. Mit dieser Band, die nette Anekdoten erzählt. Und noch viel nettere Popmusik macht.

 

Es dauert nicht lange, bis alle hier angekommen sind in der pastellfarbenen Pop-Welt von Boy. Einige Gäste hatten Karten für den Hegelsaal, dort aber spielte zeitgleich Wanda. Karten mussten also getauscht werden, es gab Sitzplätze auf Karten gedruckt, die real nicht da waren. Es war ein leichtes Chaos, aber irgendwie fanden dann doch alle der 750 Gäste Platz. Auch wenn sich ein paar Konzertgänger dann noch mokierten, dass es ein Konzert im sitzen ist und ohne die Möglichkeit Getränke mit hineinzunehmen in den Saal. Sei‘s drum. Der zweite Abend des New Fall Festivals sollte dann doch noch ein sehr Guter werden. Es ist zudem der Geburtstag von Valeska Steiner, die ein Ständchen gesungen und einen Luftballon mit „Best Wishes“ überreicht bekommt.

Boy machen sanften Pop – mit viel Druck

Es ist erfreulich, dass es viele Frauen in das Festival-Line-Up geschafft haben. Auch wenn man sich einen Auftritt von Kate Tempest, die bei der Düsseldorfer Ausgabe dabei ist, natürlich auch hier gewünscht hätte. Boy wiederum spielen als exklusiver Headliner in Stuttgart und sind nicht am Rhein dabei.

Boy sind Valeska Steiner und Sonja Glass, die mit dem watteweichen Gute-Laune-Popsong „Little Numbers“ einen Hit des Jahres 2011 hatten, der nicht nur in Clubs, sondern auch in Werbespots zu hören war. Es ist ein Glücksfall, dass sie zwei Alben später immer noch da sind. Ihr sanftmütiger Pop ist live stellenweise durchaus druckvoll. Umgesetzt mit Schlagzeug, Percussion, Keyboard und Gitarre, klingen die Lieder opulenter. Glass spielt meist Bass, während Valeska Steiner singt und leichtfüßig über die Bühne tänzelt. Visuell ist das schön mit Diskokugel und schlichten Glühbirnenstehlampen in Szene gesetzt.

Die Akustik im Mozartsaal ist bei Liedern wie „Hotel“, „New York“, „Railway“, „Boy“ und „Boris“ großartig. Boys Sound wird gern als „Mädchenmusik“ bezeichnet, weil die Musik von Mädchen gehört wird, im Publikum sind aber durchaus auch einige Herren zu sehen, die dann alle zum Hit „Little Numbers“ aufstehen, um es sich danach sogleich wieder auf den Stühlen bequem zu machen. „This Is The Beginning“, singt Steiner als zweite Zugabe. Nach 80 Minuten, die die Fans freudig beklatschen. Das ist Musik, die entzückt. Musik, die keinem wehtut. Und vielleicht braucht es manchmal genau das. Ob Steiner jenen Boris je zurückrufen wird, bleibt ihr Geheimnis.


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