Der umstrittene amerikanische R’n’B-Star R. Kelly will in Sindelfingen auftreten. Eine Onlinepetition soll das verhindern.

Kultur: Jan Ulrich Welke (juw)

Sindelfingen - Für den 12. April ist ein Auftritt des umstrittenen R’n’B-Stars R. Kelly, gegen den in seiner amerikanischen Heimat nicht zum ersten Mal wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger ermittelt wird, in der Region Stuttgart geplant. Gegen dieses und ein weiteres Konzert des Sängers in Hamburg wendet sich die Petition #RKellyStummschalten, die zu einem Künstlerboykott aufruft. So weit, so nachvollziehbar – zumal in den USA bereits einige Kelly-Konzerte aus diesen Gründen abgesagt wurden.

 

Die Begleitumstände muten ohnehin seltsam an. Das beginnt damit, dass dieses Konzert bei verschiedenen Ticketplattformen einmal im Sindelfinger Glaspalast und einmal in der Ludwigsburger MHP Arena angesetzt war. Nun scheint Sindelfingen der geplante Ort zu sein. Dafür bietet die Plattform Eventbride Stehplatzkarten für 88 und Sitzplatzkarten für 110 Euro an, während der deutsche Marktführer Eventim – der am Freitagmorgen noch Ludwigsburg als Veranstaltungsort gelistet hatte – seit Freitagmittag für Sindelfingen Stehplatztickets für 100 und Sitzplatztickets für 124 Euro im Angebot hat.

Veranstalter der beiden Deutschlandkonzerte ist die auch den hiesigen Branchenkennern völlig unbekannte Firma Bernard Events aus Schorndorf – eine Konzertagentur, die im Netz lediglich mit einer postalischen Adresse auffindbar ist, ohne Webseite und ohne Mailkontaktmöglichkeit. Deswegen war es unserer Zeitung nicht möglich, die Firma zu erreichen.

Details könnte man nun vielleicht auf R. Kellys offizieller Webseite nachlesen – aber die ist mittlerweile offenbar stillgelegt. Auf Kellys Facebookseite heißt es, dass das Konzert „aufgrund hoher Anfrage & Ticketverkäufe“ in den Glaspalast „hochverlegt“ worden sei. Diese Mitteilung wiederum stammt von „HipHop Dates Stuttgart“, die gegenüber dem Portal Bento von „Spiegel Online“ ebenfalls als Veranstalter des Konzerts auftreten und dort kundtun, dass sie zu den Vorwürfen gegen R. Kelly „keine Position einnehmen“ wollen. Eine Position haben die Initiatorinnen der Onlinepetition hingegen sehr wohl, sie halten R. Kelly für einen Sexualverbrecher. Alleine stehen sie mit dieser Ansicht nicht: Bis Freitagnachmittag hatten bereits rund 30 000 Menschen unterschrieben.