Bradley Cooper hat sich zum Hollywoodstar hochgearbeitet. Im richtigen Leben ist der aus den „Hangover“-Filmen bekannte Schauspieler mit einem Faible für Außenseiter übrigens Abstinenzler.

Stuttgart - Die großen Bradley-Cooper-Festspiele haben längst begonnen, aber noch nicht alle haben es bemerkt. Der schlanke Kerl mit den blauen Augen, 38 Jahre alt und 1,85 Meter groß, ist ja auch kein Shooting Star, hat also nicht sofort alle Blicke auf sich gezogen, sondern agierte lange Jahre als Nebendarsteller, in den neunziger Jahren noch für Fernsehserien, von 2000 an auch im Kino.

 

Aber nun ist er da, nun spielt er eine Hauptrolle nach der anderen! In „Silver Linings“ (2012) hat Bradley Cooper gerade Jennifer Lawrence geküsst und für seinen Auftritt eine Oscar-Nominierung erhalten; in „Der Dieb der Worte“ ist er an der Seite von Jeremy Irons als Schriftsteller zu sehen, der einen Bestseller gelandet hat; in dem Mitte Juni anlaufenden Drama „The Place beyond the Pines“ wird er als Polizist auf einen von Ryan Gosling gespielten Bankräuber treffen.

In einer Liga mit George Clooney und Johnny Depp

Und im dritten, gerade in den Kinos angelaufenen Teil der Was-haben-wir-jetzt-bloß-wieder-angestellt?-„Hangover“-Serie versucht Cooper nun erneut, als Buddy eines kindlichen Freaks und eines ängstlichen Spießers möglichst cool zu wirken. Es wird ihm wieder nicht gelingen. Auch wenn er als sonnenbebrillter Anführer des selbst ernannten Wolfsrudels sehr smart und heldisch aussieht, hat er die Sache nie wirklich im Griff und muss immer wieder erkennen, dass die chaotischen Umstände stärker sind als seine Macht, sie zu ändern. Bei jedem neuen Fehlschlag schüttelt er irritiert den Kopf, setzt einen resignierten „Schon-wieder!“-Blick auf und sagt mit Nachdruck: „Fuck!“ Die „Fuck“-Dichte in „Hangover 3“ ist ziemlich hoch.

Bradley Cooper kann natürlich auch anders, für den Actionkracher „Das A-Team“ (2010) trainiert er sich einen postertauglichen Körper mit straff gespanntem Six-Pack-Bauch an und gibt ein markig-souveränes Teenievorbild. Als er sich die ersten Filmmuster ansieht, kann er es selber kaum glauben. Er sagte: „Das sah aus, als hätte man meinen Kopf digital auf einen anderen Körper gesetzt, es war so surreal!“ Bradley Cooper schafft es danach auf die Cover von Star- und Fitnessmagazinen, das US-amerikanische „People“-Magazin wählt ihn im Jahr 2011 in einer Reihe mit Brad Pitt, George Clooney und Johnny Depp zum „sexiest Man alive“. Seine Reaktion: „Meine Mutter wird total glücklich sein.“

Vielleicht will Cooper gar nicht verehrt werden

Vielleicht will Bradley Cooper gar nicht als strahlender Held verehrt werden. Der Wunsch, als Schauspieler zu reüssieren, ist bei ihm entstanden, als er noch ein Kind war und die Fernsehadaption von „Der Elefantenmensch“ sah, das Drama eines physisch deformierten Mannes mit zarter Seele.

Auch in Coopers eigenen Filmen zeigt sich oft ein Faible für Außenseiter, seine Protagonisten haben selten das Potenzial für große und mythische Figuren. Sie plagen sich oft schon damit ab, ein „normales“ Leben zu führen: Der unsichere Polizist in „The Place beyond the Pines“ steckt in einer unglücklichen Ehe fest, Kollegen wollen ihn zu bösen Taten überreden, die Grenzen zwischen Gut und Böse verwischen sich. Der Schriftsteller in „Der Dieb der Worte“ hat zu wenig erlebt und mit eigenen Werken keinen Erfolg, er stiehlt sich das Werk eines anderen, lügt sich also in ein bedeutenderes Leben hinein. Und in „Silver Linings“ wurde der labile Protagonist von seiner Frau verlassen, war danach in der Psychiatrie und strengt sich jetzt auf rührende Weise an, nicht rückfällig zu werden.

Er sieht aus wie ein Star, wirkt aber eher wie einer von uns

Bradley Cooper gibt in dieser Rolle keine kraftmeierische Ich-will-einen-Oscar-Performance, er arbeitet sich eher an ihr ab – solide, seriös, peinlich genau. Und wie steht es mit seiner immer noch bekanntesten Figur, also mit Phil Wenneck aus der „Hangover“-Trilogie, der nach diversen Alkohol- und Drogenexzessen brummschädlig in unbekannter Umgebung erwacht? „Ich war mal auf einer Party und habe meine Birne absichtlich immer wieder auf den Betonboden geschlagen“, bekennt sich Bradley Cooper zu seinen Phil-Erfahrungen. „So als wollte ich allen zeigen: ,Hey, schaut mal, wie taff ich bin!‘ Ich verbrachte die Nacht im Krankenhaus . . . Ich trinke jetzt nicht mehr und nehme auch keine Drogen. Nüchtern sein hilft mir eine Menge.“

Nein, der in Philadelphia aufgewachsene Sohn eines Börsenmaklers ist kein Rebell wie früher mal Marlon Brando oder James Dean, und er hat auch nicht die coole Aura eines Ryan Gosling oder die genialische Intensität eines Michael Fassbender. Dieser Bradley Cooper, der so wenig über sein Privatleben rauslässt (und von dem keine größeren Skandale bekannt sind), sieht zwar so blendend aus wie ein Star, wirkt in seinen Filmen aber trotzdem nicht wie eine Bigger-than-Life-Figur, die über den Dingen steht. Er strampelt sich ab, er will alles richtig machen, ja, er wirkt fast so, als wäre er einer von uns.