Die Spezialeffekte in „Captain America: Brave New World“ gehören zu den Themen, die auf der FMX verhandelt werden. Foto: Marvel Disney
Von 6. bis 9. Mai dreht sich in Stuttgart wieder alles um visuelle Effekte – bei der Branchenkonferenz FMX. Dieses Mal werden KI und das neue Amerika unter Donald Trump eine große Rolle spielen. Jan Pinkava, Vorsitzender des international renommierten Treffens, sagt, wie die Medienkreativen damit umgehen.
Kathrin Horster
02.05.2025 - 15:31 Uhr
Technik kann nerven, wenn sie im entscheidenden Moment streikt, wie das Aufnahmegerät beim Zoom-Interview. Jan Pinkava, Leiter des Animationsinstitutes der Filmakademie Baden-Württemberg und Vorsitzender der Branchenkonferenz Film & Media Exchange, kurz FMX, die vom 6. bis 9. Mai im Stuttgarter Haus der Wirtschaft tagt, reagiert belustigt auf die Kapriolen des Geräts. „Wir dürfen Technik eben nicht allzu selbstverständlich nehmen und müssen uns immer daran erinnern, dass wir sie zwar benutzen, uns aber nicht von ihr bestimmen lassen dürfen“, scherzt er.
Jan Pinkava leitet die FMX zum zweiten Mal
Dennoch: Technologien wie die sich rasant entwickelnde künstliche Intelligenz, kurz KI, sind ungeheuer machtvoll und könnten ihren menschlichen Schöpfern irgendwann über den Kopf wachsen. Auch für Jan Pinkava, selbst Oscar-prämierter Trickfilmkünstler, sind die Chancen und Gefahren von KI aktuell bestimmende Themen im Arbeitsalltag an seiner Hochschule. Zum zweiten Mal betreut der geborene Prager das 1994 von der Filmakademie zunächst als reine Studierenden-Messe gegründete, nicht öffentlich zugängliche Branchentreffen für Medienkreative aus der ganzen Welt. „Diesmal habe ich den Eindruck, das Schiff selbstbewusst steuern zu können“, sagt Pinkava schmunzelnd auf die Frage, ob sich inzwischen so etwas wie Routine für ihn eingestellt habe. „Wir dürfen uns aber nie ausruhen, sondern müssen uns immer wieder an neue Herausforderungen anpassen, auch im Rahmen der Ausbildung an der Filmakademie.“ Deshalb lautet das diesjährige FMX-Motto „Rhythm of Change“, erklärt Pinkava. „Niemand weiß, was als nächstes in der Industrie passiert, wir müssen also zusehen, dass wir unsere Studierenden up to date halten.“
Szene aus „Blood & Sinners“ Foto: Warner Bros. Discovery
Bei der FMX geht es um technische Methoden und Instrumente, die heutige Film-, Serien- und digitale Spielerfahrungen ermöglichen. Um Bild- und Tongestaltung, um computergenerierte Bilder, auch CGI genannt. Jan Pinkava freut sich besonders auf die Keynote des Amerikaners Paul Debevec, Spezialist für die Beleuchtung virtueller Räume. Andere renommierte Gäste erklären, wie bestimmte Spezialeffekte für Ryan Cooglers aktuellen Vampir-Horrorfilm „Blood & Sinners“ oder den neuen Marvel-Kino-Blockbuster „Captain America: Brave New World“ entstanden sind.
Apropos Amerika: Auf die Frage, wie sich nach Pinkavas Einschätzung Donald Trumps Präsidentschaft auf die eng verflochtenen Unterhaltungs- und Kreativbranchen Europas und der USA auswirken könnte, bemüht sich der 62-Jährige um vorsichtigen Optimismus. „Natürlich ist das keine Situation, die wir uns gewünscht haben. Und natürlich gibt es eine Menge, über das sich jeder gerade Sorgen macht. Aber Zeiten wie diese zwingen uns dazu, uns zu vergegenwärtigen, was wir glauben, wissen und sagen. Wir müssen sehr genau auf die Bedeutung unserer Werte hören. Vielleicht klinge ich gerade wie ein Politiker, aber ich denke, auf die Medien- und Kreativbranche bezogen, müssen wir uns auf gute Arbeit besinnen und darauf, was das Publikum braucht.“ Eine einfache Lösung gebe es nicht, die Förderung eigener Potenziale und Stärken zahle sich auf lange Sicht aber aus, hofft Pinkava.
„Qualität ist das beste Geschäftsmodell“
Wie sich Trumps rabiater, teils isolationistischer Wirtschaftskurs auf den Austausch von Dienstleistungen, Kultur- und Kreativgütern auswirken wird, lässt sich schwer prognostizieren. Wer die Liste der in Stuttgart vertretenen Konferenzteilnehmer, Konzerne und vorgestellten Projekte aufmerksam liest, erkennt aber, wie präsent und prägend die USA auf diesem Markt nach wie vor agieren. Äußerungen wie die vom Vize-Präsidenten J. D. Vance, Europa betreibe Schmarotzerei, klingen auch in diesem Kontext mehr als besorgniserregend.
„Qualität ist das beste Geschäftsmodell“, beharrt Pinkava auf die Nachfrage, ob deutsche Medienschaffende auch ohne amerikanische Partner überlebensfähig wären. „So lange Menschen resilient und flexibel sind und vielleicht noch eine kleine Reserve auf der Bank haben, ist das die beste Versicherung in schwierigen Zeiten. Ich glaube fest daran, auch, wenn es auf kurze Sicht betrachtet schwierig werden könnte.“
FMX 2025: 6. bis 9. Mai, Haus der Wirtschaft, Stuttgart. Informationen und Programm unter www.fmx.de.