Am Hauptbahnhof geht am Dienstag nichts mehr: Wegen eines Kabelbrands steht der Zugverkehr komplett still. Nur ein Notprogramm kann am Mittwoch zu Betriebsbeginn starten. Was ist da alles kaputt?

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Das Feuer am Stuttgarter Hauptbahnhof hat gravierende Folgen: Erst ist der Bahnverkehr komplett eingestellt worden, seit Dienstagnachmittag läuft ein Minimalprogramm. Wegen der Schäden kann der Verkehr zunächst nur auf der Hälfte der Gleise wieder rollen – das bleibt auch am Mittwoch zunächst noch so.

 

Wo hat es gebrannt?

Das Feuer brach im Expressguttunnel aus. Der hat seinen Namen daher, weil durch diesen früher eilige Fracht von der Expressguthalle am im Zuge der Arbeiten für Stuttgart 21 abgerissenen Südflügel zu den Gleisen gebracht und dort in die Züge verladen wurde. Er ist groß genug für Transportfahrzeuge. Darin laufen auch die Versorgungsleitungen für die Bahnsteige – mit Wasser und Strom. Höchstwahrscheinlich ist durch einen Wasserrohrbruch im Untergrund ein Kurzschluss an der Elektrik entstanden, bei dem es zu einem Kabelbrand kam. Auch die umgekehrte Reihenfolge ist laut der Feuerwehr theoretisch denkbar: Durch den Brand könnte es zum Rohrbruch gekommen sein.

Was ist kaputt?

Durch den Kabelbrand ist die Stromversorgung der Bahnsteige gestört. Für Gleis 1 bis 6 konnte dies am Nachmittag weitgehend behoben werden. An Gleis 7 und 8 noch nicht vollständig, an der Lösung für die Gleise 9 bis 16 wird noch gearbeitet. Strom brauchen an den Bahnsteigen neben der Beleuchtung auch die Anzeigetafeln. Hier wäre noch mit Improvisation was zu machen: So hat am Dienstagabend das Technische Hilfswerk (THW) für Beleuchtung an den Gleisen 7 und 8 gesorgt, da diese noch nicht wieder funktionierte. Aber der Strom wird auch für die Gleissicherungstechnik benötigt, erläutert ein Bahnsprecher. Diese ist von elementarer Bedeutung für den Betrieb: Sie zeigt unter anderem an, ob ein Gleis von einem Zug belegt oder frei ist. Diese Information landet im Stellwerk, wo die Einfahrt ankommender Züge und die Abfahrt startender Züge gesteuert wird. „Wenn das nicht funktioniert, darf kein Zug fahren“, so der Bahnsprecher weiter.

Was funktioniert schon wieder?

An Gleis 1 bis 6 ist laut der Bahn die komplette Technik wieder intakt. An Gleis 7 und 8 fehlt nur noch das Licht, Sicherheitstechnik und Lautsprecher tun hier wieder ihren Dienst. Keinerlei Ausfälle habe es bei der Steuerung der Signaltechnik und bei der Stromversorgung für die Züge über die Oberleitung gegeben, sagt ein DB-Sprecher. Der S-Bahnverkehr war aus Sicherheitsgründen vorübergehend unterbrochen, bis der Brandherd lokalisiert und damit klar war, dass die S-Bahn nicht beeinträchtigt sein würde. Von 10 Uhr an fuhren die S-Bahnen wieder, zunächst waren sie extrem voll. Das traf auch für den Stadtbahnverkehr rund um den Hauptbahnhof zu.

War der Löscheinsatz gefährlich?

Da im Tunnel Strom und Wasser fließen, musste vor Beginn der Löscharbeiten sichergestellt werden, dass den Feuerwehrleuten bei der Erkundung nichts passiert. Der Strom wurde abgestellt. Die ersten Wehrleute drangen mit schwerem Atemschutz in den Tunnel vor. Sie wählten dazu eine Einstiegsstelle, an der es weniger stark qualmte, erläutert der Pressesprecher der Feuerwehr. Zunächst musst das ausströmende Wasser mit Schiebern entfernt werden, damit die Feuerwehr arbeiten konnte. Danach legte die Wehr Löschschläuche aus und bekämpfte den Brand mit Schaum. Dieser musste nach dem Löschen mit Wasser wieder weggespült werden.

Wie geht es weiter?

Die Techniker müssen eine sichere Stromversorgung für alle Bahnsteige herstellen. Erst dann kann der Zugverkehr wieder rollen. Allerdings wird der Fahrplan nicht sofort wieder einzuhalten sein: Durch den Stillstand und die zahlreichen Umleitungen für Züge in der Folge stehen nun die Züge nicht dort parat, wo sie gebraucht werden. Das muss sich erst wieder einpendeln.