Am Dienstagnachmittag brennt das Ziffernblatt der Uhr am Bahnhofsturm. Die Feuerwehr löscht, während die Uhr weiterläuft.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Es fällt wieder etwas aus großer Höhe vom Bahnhof herab: Diese Meldung hat am Dienstagnachmittag sofort bei vielen Bahnreisenden Erinnerungen an den Fassadenabsturz im Sommer 2021 wachgerufen. Und dieses Mal brannten die herabfallenden Teile auch noch, es handelte sich um Bestandteile der Uhr des 56 Meter hohen Bahnhofsturms am Bonatzbau. Gegen 16 Uhr hatte die Bundespolizei das Feuer festgestellt. Es waren Flammen am Zifferblatt zu sehen.

 

Die Feuerwehr rückte aus und fuhr eine Drehleiter aus, um den Brand zu bekämpfen. „Das Feuer war schon fast wieder erloschen. Wir kühlten mit dem Wasserstrahl die Fassade“, erläutert der Feuerwehrsprecher Daniel Anand. Es seien nur noch „kleine Flammen im Bereich des Ziffernblatts“ zu sehen gewesen. Gar so dramatisch wie beim Fassadenabsturz, als schwere Gesteinsbrocken auf einen Gehweg und Parkplätze vorm Bahnhofsgebäude fielen, war es dann aber nicht. „Es bestand keine Gefahr für Reisende“, sagt Anand. Die brennenden Teile seien nur auf das Dach des Bahnhofsgebäudes gefallen. Voriges Jahr war der Bahnhof noch durch den mittleren Aufgang in den Bonatzbau vom Vorplatz aus – bei den Taxiständen – begehbar. Die Steinbrocken fielen glücklicherweise damals mitten in der Nacht herunter. Tagsüber wären dort Menschen zu Fuß unterwegs gewesen oder es hätten dort Autos am Taxistand gehalten.

Die Bundespolizei, die Bahn und die Feuerwehr ließen am Dienstag umgehend den Zugang zum Querbahnsteig auf der zum Park gelegenen Seite des Hauptbahnhofs sperren. Der lange Tunnel führt dort vorbei, wo früher der Südausgang war. Bahnreisende mussten in der Zeit des Einsatzes – zwischen 16 Uhr und 17 Uhr – auf den anderen Zugang ausweichen, der beim LBBW-Gebäude auf der Nordseite des Hauptbahnhofes zum Querbahnsteig führt und im Volksmund auch „Fernwanderweg S 21“ genannt wird.

Beschwerden wegen dieser Umleitung seien keine gekommen, sagt ein Sprecher des Bahnprojekts Stuttgart–Ulm auf Anfrage. Es hätten demnach wohl auch keine Reisenden aufgrund des Wegs zur anderen Seite des Gebäudes ihre Bahn verpasst. Auch sind laut der Deutschen Bahn keine Verbindungen wegen des Feuerwehreinsatzes ausgefallen.

Schon wenige Stunden nach dem Einsatz veröffentlichte die Feuerwehr eine mutmaßliche Ursache des Uhrenbrands: Es soll ein Kurzschluss gewesen sein. Davon gehe auch die Bahn aus, so deren Sprecher. Fachleute würden sich nun daran machen, die Uhr anzuschauen und die Ursache zu suchen. Bis dahin werde die Uhr stehen, sagt Denis Sobek, der Pressesprecher der Bundespolizei.

Die Bundespolizei weiß auch, dass die Uhr bereits auf Winterzeit umgestellt war. Man könnte nämlich meinen, das sei noch nicht der Fall gewesen, weil sie seit dem Brand am Dienstag auf 17 Uhr steht. Der Brand wurde aber um 16 Uhr entdeckt. Einsatzkräfte der Bundespolizei hatten die Flammen gesehen und Alarm geschlagen. „Da zeigte die Uhr auch noch 16 Uhr an“, sagt Denis Sobek. Des Rätsels Lösung: Die Uhr war weitergelaufen, auch nachdem das Feuer bereits ausgebrochen war. Sprich die Zeiger drehten sich brennend weiter. Das Uhrwerk habe von dem Kurzschluss vermutlich keinen unmittelbaren Schaden genommen. Erst nach den Löscharbeiten sei sie angehalten worden, um weitere mögliche brandgefährliche Fehlfunktionen zu unterbinden.

Im Inneren hätten sich auch Wehrleute auf die Suche nach möglichen Brandherden gemacht, erläutert der Feuerwehrsprecher Daniel Anand. Doch sie hätten nicht eingreifen müssen. Der Brand habe sich auf das Zifferblatt konzentriert. Die Feuerwehr habe dieses von außen von der Drehleiter aus erreichen können: Diese lasse sich auf maximal 30 Meter ausfahren. Das sei ausreichend gewesen, damit der Wasserstrahl das Ziffernblatt, das ein gutes Stück unter der Turmspitze hängt, erreichen konnte.