Die Evakuierung der Adria-Fähre "Norman Atlantic" ist abgeschlossen, die Suche nach Opfern aber noch nicht. Die Vorwürfe der Passagiere werden nach dem Fährunglück in der Adria immer lauter. Bislang wurden zehn Tote bestätigt.

Rom/Athen - Zwei Tage nach dem Schiffsunglück in der Adria geht die Suche nach möglichen Opfern weiter. 427 Menschen wurden von der brennenden Fähre „Norman Atlantic“ gerettet - aber von Dutzenden, die auf der Passagierliste standen, ist der Verbleib unklar. Zudem waren offenbar blinde Passagiere an Bord. Die Behörden bestätigten bislang zehn Tote.

 

Nach Angaben des griechischen Ministers für Handelsschifffahrt wurden auch Menschen gerettet, die nicht auf der ursprünglichen Passagierliste standen. Etwa zwanzig Unbekannte waren unter den Geretteten, die eine griechische Militärmaschine im italienischen Bari aufnehmen sollte, wie Miltiadis Varvitsiotis sagte.

Die „Norman Atlantic“ treibt vor der albanischen Küste. Möglicherweise sind noch Opfer in dem Schiff. Unklar ist auch, wie das Feuer ausbrach. Vermutlich entzündete es sich im Fahrzeugdeck. In Italien ermittelt die Staatsanwaltschaft unter anderem wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung. Gegen wen, ist noch nicht entschieden.

Von der Besatzung soll keine Hilfe gekommen sein

Immer mehr Details über die Zustände bei der Rettung werden bekannt. So klagte ein geretteter Lkw-Fahrer im griechischen Fernsehen, von der Besatzung sei keine Hilfe gekommen. „Es gab keinen Feueralarm, der Rauch hat uns geweckt. Wir mussten Wasser vom Deck trinken und uns mit dem zudecken, was wir gerade finden konnten.“ Auch die Retter hätten sich nicht gekümmert. „Wir waren zwischen Feuer und Wasser und niemand hat geholfen. Sie haben nicht eine Flasche Wasser oder eine Decke für die Kinder abgeworfen, und die waren zum Teil in Unterwäsche. Es war ein schwimmender Vulkan.“

Geklärt werden muss auch, wohin die „Norman Atlantic“ geschleppt werden soll. Die Fähre gehört zur griechischen Linie Anek Lines, fuhr aber unter italienischer Flagge. Die italienische Reederei La Visemar beauftragte die niederländische Firma Smit mit der Bergung, die schon beim Unglück der „Costa Concordia“ geholfen hatte.