Nach dem Brand in der Kita Eulennest suchen die Betroffenen ein neues Heim für die betroffenen Kinder. Und die Kripo sucht den Einbrecher, der das Feuer gelegt hatte.

Stuttgart - Ein kleiner Haufen Glasscherben liegt vor der Tür, ansonsten sieht die Neugereuter Kindertagesstätte Eulennest von außen recht friedlich aus. Doch der Schein trügt: „Innen steht immer noch alles unter Wasser“, sagt Peter Haag, Bereichsleiter vom Fachdienst Kita. Und das ist nur das kleinste Problem. Am späten Samstagabend waren Unbekannte in das Gebäude eingebrochen und hatten es, so die bisherige Einschätzung der Polizei, anschließend in Brand gesetzt. Den Schaden schätzen die Beamten auf rund 250 000 Euro. Schlimmer ist das Ganze für die 72 Kinder, die in der Tagesstätte untergebracht sind – ihnen fehlt jetzt ein Dach über dem Kopf.

 

Gemeinsam mit 15 Erzieherinnen, dem gesamten Team der Einrichtung, steht Haag am Montagmorgen in der Kälte und überlegt, wie es weitergeht. Die Mitarbeiterinnen sind sichtlich betroffen. „Alles, was wir mit Herzblut aufgebaut haben, steht jetzt erstmal auf Halt“, sagt Einrichtungsleiterin Stephanie Brand. Sie war eine der Ersten, die von den Vorfällen erfahren hatte. „Ich wurde mitten in der Nacht von der Polizei angerufen, bin dann aber erst am nächsten Tag hingefahren. Ich hätte nichts tun können.“

Alternative: Container

Der Elternbeirat habe am Sonntag dann direkt allen betroffenen Eltern Bescheid gegeben, sagt die Leiterin weiter. Ganz so spontan hätten die Eltern ihre Pläne für die kommende Woche glücklicherweise nicht ändern müssen – Montag und Dienstag hätte die Kindertagesstätte wegen sogenannten Konzeptionstagen sowieso geschlossen gehabt. Von Mittwoch an aber sollte der Betrieb allerdings wieder laufen, wünscht sich Stephanie Brand.

Das könnte mutmaßlich klappen. Die Stadt gab am Montagnachmittag ihren Notfallplan bekannt. Die 52 Kinder im Alter von einem bis sechs Jahren sollen teils im Neubau der benachbarten Kita am Ibisweg, teils in den Containern in der Graugansstraße unterkommen. „Ursprünglich waren diese als Ausweichmöglichkeit für die andere Kita gedacht“, sagt Peter Haag. Jetzt können sie sich zum zweiten Mal bewähren. Die städtischen Container stehen nämlich wieder leer und kommen deshalb als schnelle Alternative gut infrage. Ein Problem sehen die Betroffenen aber doch: Denn den Mitarbeitern und Kindern des Eulennests fehlt nicht nur ein Dach über dem Kopf, auch Möbel und anderen Gebrauchsgegenstände befinden sich in den zerstörten Räumen. „Die Container sind komplett leer“, gibt Haag zu bedenken. Wie lange es dauert, bevor die Mitarbeiter zurück in das Gebäude können, kann die Polizei noch nicht sagen. Am Montagmorgen begann erst einmal die Spurensicherung und die Prüfung der Brandursache.

Das Team soll zusammenbleiben

Am Montagmorgen gab es noch ein zweites Problem: In den Containern fänden nämlich nicht alle Kinder Platz, sagt Stephanie Brand: „Die Schulkinder müssten anderswo untergebracht werden.“ Am Nachmittag hatte die Stadt dann eine Lösung parat: Die beim Eulennest betreuten 20 Schulkinder sollen nachmittags in der Grundschule Hofen bleiben. Bürgermeisterin Isabel Fezer macht Mut: „Das Jugendamt arbeitet mit Hochdruck daran, dass die Interimsunterbringungen bis Mittwoch in Betrieb genommen werden können“, sagt sie.

„Unser Wunsch ist es vor allem, als Team zusammenbleiben zu können“, fasst Lydia Günther, stellvertretende Einrichtungsleiterin und Hort-Gruppenleiterin, zusammen. „Es ist uns wichtig, den Kindern ein Umfeld zu geben, das ihnen vertraut ist.“ Wie hoch der Schaden ist, wird derzeit noch ermittelt. Seit Montag haben die Brandermittler und Kriminaltechniker im Gebäude das Sagen. Erst dann können Bausachverständige ran.

Es gab noch einen zweiten Einbruch

Ganz offensichtlich war der Einbrecher am Wochenende nicht nur in der Lüglensheidestraße zugange. Auch die evangelische Kindertagesstätte an der Pelikanstraße bekam ungebetenen Besuch – 700 Meter Luftlinie entfernt. Wahrscheinlich vor dem Einbruch ins Eulennest. Es ist eher unwahrscheinlich, dass ein Einbrecher Feuer legt und dann die nächste Tagesstätte heimsucht, während Polizei und Feuerwehr im Großaufgebot anrücken.

„In der Pelikanstraße wurde ein Fenster auf der Rückseite aufgehebelt“, sagt Polizeisprecher Robert Unterreiner, „anschließend wurde ein Kaffeemaschine im Wert von 250 Euro gestohlen.“ Ein Zusammenhang sei sehr wahrscheinlich – obwohl da kein Feuer gelegt wurde.

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