Nach dem Feuer im Juli 2015 liegt nun endlich das Gutachten vor. Weil die Statik des Daches in Mitleidenschaft gezogen wurde, sind umfangreiche Baumaßnahmen nötig.

Möhringen - Auf einer Länge von 23 Metern spannen sich die mit Beton ummantelten Stahlträger über den Köpfen der Badegäste. Am Bau sind die sogenannten Pi-Deckenplatten Stand der Technik, sie kommen in allerlei Hallen zum Einsatz. Und eben jene scheinbar freischwebende Konstruktion, die nur links und rechts an den Enden auf Säulen aufliegt, kam auch im Sonnenberger Hallenbad zum Einsatz. Beim Brand vor einem halben Jahr wurden die Träger so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass die Sicherheit für die Badegäste nicht mehr gewährleistet ist. Das hat ein Gutachten ergeben, dass dieser Tage fertig wurde.

 

„Der Schaden ist schwerer, als wir vermutet haben“, sagt Anke Senne, die Geschäftsführerin der Bäderbetriebe Stuttgart. „Es gibt statische Probleme.“ Derzeit werde besprochen, wie lange die Sanierungsarbeiten dauern werden. Ein genauer Zeitplan stehe noch nicht fest. „Wir sind aber hoffnungsvoll, dass wir im Sommer das Hallenbad wieder eröffnen können“, sagt Senne. Auch über die Höhe der Kosten herrsche noch Unklarheit.

Die Kosten für die Sanierung trägt die Versicherung

Am 25. Juli 2015 war nachts im Bürotrakt des Hallenbads ein Feuer ausgebrochen. Die Feuerwehr bekam den Brandherd zwar unter Kontrolle, doch waren Türen geschmolzen, Rechner und Möbel verbrannt, und eine dicke, dunkle und stinkende Staubschicht bedeckte nachher große Teile des Bads. Hinzu kam das viele Wasser, dass die Helfer in das Gebäude gespritzt hatten. Der Brand war an einer Stelle ausgebrochen, wo so etwas eigentlich nicht hätte passieren dürfen. Schnell war klar, dass Brandstiftung im Spiel war. Dafür sprach auch die Tatsache, dass Schränke und Schreibtische durchwühlt worden waren.

Der Täter konnte nicht gefunden werden, „und wir können deshalb auch niemanden finanziell belangen“, sagt Senne. Doch würde die Stadt nicht auf den Kosten sitzenbleiben. „Wir sind versichert“, sagt die Bäderchefin. Abgerechnet werden könne aber erst nach dem Ende der Arbeiten, wenn der tatsächliche Aufwand feststehe.

Im Bürotrakt müssen künftig Säulen das Dach stützen

Über der Brandfläche können die Stahlbetonträger künftig nicht mehr frei schweben. Auf einer Fläche von acht auf acht Metern – zwischen dem Eingangsbereich, den Umkleidekabinen und dem Bad selbst – müssen nun neue Träger das Dach abstützen. Die Last wird über Säulen in den Boden abgeleitet. Dafür müssen in dem Bürotrakt aber neue Fundamente gegossen werden. Weil nicht klar ist, wie tragfähig der Untergrund an dieser Stelle ist, „muss ein weiteres Gutachten erstellt werden“, sagt Senne. Der Aufwand ist also groß, aber anschließend wird die nachträglich eingefügte Konstruktion nicht mehr sichtbar sein. „Der Badegast sieht das nicht“, sagt die Geschäftsführerin der Bäderbetriebe.

Doch wird es noch einige Zeit dauern, bis es soweit ist. Nicht nur wegen des neuerlichen Gutachtens – das erste war erst zwei Monate später fertig, als ursprünglich gedacht – sondern auch wegen der damit verbundenen Bürokratie. „Dafür muss man einen Bauantrag stellen“, sagt Senne. „Das wird dauern und ich hoffe, dass die Behörden dabei mitziehen.“ Dennoch geht sie von einer Eröffnung im Sommer aus.

Das Hallenbad war erst vor wenigen Jahren über den Zeitraum von fast einem ganzen Jahr geschlossen gewesen. Von Juli 2013 bis Mai 2014 musste die Dachkonstruktion aufgrund von Korrosion erneuert werden. Die Kosten schlugen mit 1,7 Millionen Euro zu Buche. Zumindest teilweise muss dort erneut Hand angelegt werden. „Wenn man bedenkt, dass wir die Decke für viel Geld erst neu gemacht haben, ist das umso dramatischer“, sagt die Bäderchefin.