Bisher hat sich ein Solarpark nur mit garantierten Fördermitteln gerechnet. Nun will die Energie Baden-Württemberg eine Anlage in Brandenburg ohne die Unterstützung realisieren.

Karlsruhe/Werneuchen - Der Energieanbieter EnBW will in Brandenburg erstmals einen Solarpark mit 175 Megawatt Leistung ohne Förderung über das Erneuerbare-Energie-Gesetz bauen. Die Anlage soll auf dem Gebiet der Kleinstadt Werneuchen (Kreis Barnim) auf 164 Hektar entstehen, wie Energie Baden-Württemberg am Mittwoch in Karlsruhe mittelte. Zuerst hatte das „Handelsblatt“ über das Vorhaben berichtet. Nach EnBW-Angaben geht es um das aktuell größte Solarprojekt in Deutschland. Die endgültige Investitionsentscheidung will das Unternehmen noch in diesem Jahr treffen. Geplant ist eine Stromerzeugung, mit der rechnerisch rund 50 000 Haushalte versorgt werden können.

 

Ein Betreiber kann eine Förderung für eine Öko-Energie-Anlage erhalten, wenn er bei einer Ausschreibung durch die Bundesnetzagentur mitmacht. Die gesetzlich garantierte Vergütung für die Einspeisung elektrischer Energie zahlt der Netzbetreiber - und damit praktisch der Stromverbraucher. Wenn der Strompreis an der Börse größer ist als diese Vergütung, kann es sich für den Betreiber einer Anlage lohnen, nicht die Förderung in Anspruch zu nehmen. Ob das EnBW-Vorhaben die erste Anlage dieser Art ohne EEG-Förderung ist, war zunächst unklar.

Lendesregierung bewertet Projekt positiv

Die Brandenburger Landesregierung wertete das Projekt positiv. „Die Initiative wird begrüßt vom Wirtschaftsministerium, da sie belegt, dass erneuerbare Energie wettbewerbsfähig werden kann“, sagte Ministeriumssprecherin Andrea Beyerlein in Potsdam. Nun müsse abgewartet werden, was das Unternehmen mache - und wie sich der Strompreis an der Börse entwickle.

Der Leiter Erzeugung Portfolioentwicklung bei der EnBW, Dirk Güsewell, teilte mit: „Die Solartechnologie hat in den vergangenen Jahren eine bemerkenswerte Entwicklung durchlaufen.“ Die Kosten für Solarparks seien drastisch gesunken, in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren um bis zu 90 Prozent. Solarenergie befinde sich deshalb mindestens auf Augenhöhe mit anderen Technologien.

Die EnBW übernahm das von der Cottbuser Procon Solar GmbH seit 2009 vorentwickelte Projekt nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr. Für das Projekt seien bereits die Flächen gesichert, die baurechtlichen Voraussetzungen seien über den Bebauungsplan geschaffen.

EnBW will weg von konventioneller Stromerzeugung

EnBW arbeitet seit einigen Jahren am Umbau des Unternehmens weg von der konventionellen Stromerzeugung hin zu Wind- und Solarenergie. EnBW plant bis 2025 als erstes Unternehmen auch den Bau eines Offshore-Windparks in der Nordsee (He Dreiht) ohne Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG).

Der Bau großer Solarparks ohne gesetzlich garantierte Vergütung wird nach Einschätzung des Bundesverbands Solarwirtschaft durch stark gesunkene Preise für schlüsselfertige neue Solarstromanlagen möglich. „Sehr große Solarparks und erste Solarstromanlagen mit hohen Eigenverbrauchsquoten stehen bereits auf der Schwelle zur Förderunabhängigkeit“, sagte Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig der Deutschen Presse-Agentur. „In Deutschland wird die Photovoltaik diese Schwelle schrittweise im Verlauf der 20er Jahre in immer mehr Marktsegmenten erreichen.“ Zum Ausgleich des Atom- und Kohleausstiegs und zum Erreichen des Pariser Klimaschutzziels dürfe aber mindestens eine Verdreifachung des Ausbautempos erforderlich sein.