Wie aufwendig die Sanierung einer Immobilie nach einem Feuer sein kann, ist auf den ersten Blick oft gar nicht ersichtlich. Ein Beispiel aus dem Stuttgarter Stadtteil Neugereut.

Auch 16 Monate nach dem Brand in einer Neugereuter Tiefgarage sind die Sanierungsmaßnahmen noch nicht abgeschlossen. Anhand der Absperrgitter, die den frisch sanierten Teil der Garage von oben sichern, lässt sich erahnen, wie stark das Feuer in jener Neujahrsnacht gewütet haben muss. Der Brand war entstanden, weil Jugendliche in der Garage mit Feuerwerkskörpern hantiert hatten und dabei Fahrzeuge in Brand geraten waren. Durch die enorme Hitzeentwicklung war ein Teil der Garage so in Mitleidenschaft gezogen worden, dass sie abgerissen werden musste. 'Die Sanierung erwies sich als äußerst schwierig', zieht Thomas Wolf, Vorstand vom Bau- und Wohnungsverein Stuttgart, ein erstes Resümee der Sanierungsmaßnahmen. 'Wir hatten am Anfang erhebliche statische Probleme.' Hinzu kam, dass durch den Brand auch die durch die Tiefgarage verlaufenden Fernwärmeleitungen und die Zuleitungen von Kabel BW in Mitleidenschaft gezogen wurden. 'Das ist jetzt alles neu', zeigt Thomas Wolf beim Lokaltermin auf die frisch verlegten Versorgungsleitungen.

 

Mehr Sicherheit in Tiefgaragen

Obwohl sich solche Ereignisse wie in der Silvesternacht 2014/2015 in Neugereut nie ganz ausschließen lassen, will der Bau- und Wohnungsverein Stuttgart künftig noch mehr auf Sicherheit setzen und durch zusätzliche bauliche Maßnahmen die schnelle Ausbreitung eines potenziellen Brandherdes minimieren. So ist die neue Decke in der Tiefgarage zum Beispiel komplett isoliert. Die Deckendämmung soll verhindern, dass die Betondecke und die Stahlarmierung angegriffen und zerstört wird. Außerdem gibt es jetzt alle sechs bis acht Stellplätze eine zusätzliche Brandschutzwand. Zugangskontrollen hält Thomas Wolf hingegen für wenig sinnvoll. 'Das ist bei so vielen Stellplätzen und Zugängen nicht realistisch', sagt er. Möglich wäre vielleicht ein Rollgitter am Haupteingang. Doch das müsse dann wieder so durchlässig sein, dass die Lüftung der Tiefgarage trotzdem noch gewährleistet sei.

Auch Videokameras machen aus seiner Sicht keinen Sinn. 'Der Datenschutz ...', winkt er ab. Wäre der Brand mit einer Sprinkleranlage vermeidbar gewesen? 'Das ist in einer Garage gefährlich. Brennendes Benzin schwimmt unter Umständen auf dem Wasser und verbreitet sich in der ganzen Garage', erklärt Wolf. Die Bilanz nach fast eineinhalb Jahren: Rund 1,5 Millionen Euro wird allein die Brandsanierung der Tiefgarage kosten - ohne die Schäden an den Fahrzeugen und die Regressforderungen geschädigter Mieter, fasst der Vorstand zusammen. Denn die Gebäudebrandversicherung trägt nur die Kosten am Gebäude. 'Trotzdem müssen Sie jede Maßnahme, die Kosten in Zusammenhang mit der Sanierung verursacht, vorher von Ihrer Versicherung genehmigen lassen', rät Thomas Wolf. Allein die eigenen administrativen Kosten schätzt Wolf auf einen sechsstelligen Betrag. Ob sein Unternehmen dieses Geld je wird eintreiben können, steht noch in den Sternen. In den nächsten Wochen wird zumindest der Boden wieder aufgeschüttet, so dass der Platz vor den Häusern wieder bepflanzt werden kann.