Anders als in der Schorndorfer Künkelinhalle gibt es in der Fellbacher Schwabenlandhalle keine Garderobenpflicht für Besucher. Die Brandschutzbestimmungen machten dies nicht erforderlich, so das Hallenmanagement und der Feuerwehrkommandant.

Fellbach - Ein paar Tage ist es her, da wurde im Foyer der Fellbacher Schwabenlandhalle intensiv über einen Vorfall aus der Schorndorfer Barbara-Künkelin-Halle getuschelt. Tumultartige Szenen seien dort zu beobachten gewesen, so eine Fellbacherin nach ihrem Ausflug in die Daimlerstadt: Der Mantel müsse zwingend an der Garderobe im Foyer abgegeben werden, insistierte sinngemäß die Dame hinter der Empfangstheke. Blödsinn, unsere Jacken nehmen wir selbstverständlich mit rein, parierte ein Herren-Quartett entschlossen das Verbot. Am Ende seien die vier Männer gar den Hausmeister angegangen, weil er sie nur ohne Überbekleidungsstück passieren lassen wollte. Seinen Ursprung hatte dieser Disput in einer Entscheidung des Künkelin-Hallenmanagers Sven Pflug, wonach der Gesetzgeber einen verschärften Brandschutz samt Garderobenpflicht vorschreibe.

 

Es existiere auch keine Vorgabe, wonach Mäntel oder Jacken wegen des Brandschutzes außerhalb abgegeben werden müssten

Ähnlich lautstarke Auseinandersetzungen gab es in der Fellbacher Vorzeigehalle noch nie und sind auch nicht zu erwarten. „Solche Regularien gibt es bei uns nicht“, erläutert Geschäftsführer Jens Mohrmann, dem das Schorndorfer Szenario natürlich schon zugetragen wurde. Es existiere auch keine Vorgabe, wonach Mäntel oder Jacken wegen des Brandschutzes außerhalb abgegeben werden müssten.

Das bestätigt der Fellbacher Gesamtkommandant Christian Köder, der sich bezüglich der Regularien schlau gemacht und deshalb keine Brandschutzbedenken hat. Es gebe keine generelle Verordnung, ob eine Jacke oder ein Mantel in den Saal mitgenommen werden dürfe oder nicht. Aber natürlich dürften die Kleidungsstücke oder Rucksäcke nicht auf den Boden oder gar in die Rettungswege gelegt werden. Mohrmann verweist zudem auf die regelmäßigen Brandschutzschauen und Sicherheitsüberprüfungen. Außerdem habe der Fachmeister für Veranstaltungstechnik der Schwabenlandhallen-Gesellschaft stets ein Auge auf die Lage in den Sälen.

Öfter kostet die Garderobe auch gar nichts

Die Garderobe sei auch ohne Pflicht „gut genutzt“, weil die Besucher es etwa beim Theaterbesuch gerne bequemer haben wollten. Die Garderobengebühr liegt bei einem Euro, „ein guter Preis für die Kunden wie für uns“, findet der Hallenmanager, „auch wenn es natürlich nicht kostendeckend ist“. Das Ganze habe auch eine soziale Komponente, wenn langjährige Besucher der Kulturmieten mit der ihnen bestens bekannten Dame hinter der Theke ein Schwätzchen halten. Die Garderobe selbst sei übrigens selbst in heißen Sommern nicht überflüssig, „viele haben dann eine leichte Überjacke für den Abend dabei“. Öfter kostet die Garderobe auch gar nichts – wenn Veranstalter dies direkt mit der Hallengesellschaft abrechnen und die Kosten nicht an die Kunden weiterreichen.

Doch mit Gewalt wolle er die Garderobenpflicht etwa durch Hausrecht keineswegs durchsetzen

Manchen Besuchern geht es allerdings ohnehin weniger um den Obolus, den sie einsparen wollen. Vielmehr ist immer mal wieder von Gästen zu hören, dass es in der Schwabenlandhalle recht frisch sei oder ein kühler Schwall von der Bühne in den Hölderlinsaal schwappe, wenn der Vorhang aufgeht. Das hat Jens Mohrmann auch schon vernommen, allerdings: „Da gibt es keine einheitliche Linie, es gibt die Fraktion, denen es zu warm ist, die anderen empfinden es als kalt – und zwar oft bei der- selben Veranstaltung.“ Die Temperatur-Steuerungsautomatik funktioniere „üblicherweise gut“, aber manchmal müsse man doch extra „nachkühlen oder nachwärmen“. Mohrmann verweist jedoch auch darauf, dass die Halle 43 Jahre alt ist und somit die „allermodernste Klimatechnik“ nicht vorhanden sein könne – und auch künftig weder baulich noch aus Kostengründen zu realisieren sei.

In Schorndorf übrigens hat der Hallenmanager nach Protesten des CDU-Landtagsabgeordneten und der örtlichen Feuerwehr etwas zurückgerudert. Sven Pflug verweist auf die Empfehlungen der Deutschen Event-Akademie und will mit „langem Atem“ und freundlichen Hinweisen bei den Besuchern für seine Position werben. Doch mit Gewalt wolle er die Garderobenpflicht etwa durch Hausrecht keineswegs durchsetzen. „Ich reiß’ den Leuten die Jacken nicht aus der Hand“, erklärte der Hallenmanager gegenüber den Schorndorfer Nachrichten, schließlich sei das „nicht die elegante Art“.