Autos, Schulen, Fabrikhallen: In den vergangenen Monaten hielten mysteriöse Brände die Menschen im Kreis Ludwigsburg in Atem. Nun hat die Polizei einen 30-Jährigen verhaftet. Er soll seit Oktober Schaden in Millionenhöhe angerichtet haben.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Ein Einsatzkommando der Polizei hat einen 30-jährigen Mann festgenommen, der für die verheerende Brandserie im Kreis Ludwigsburg verantwortlich sein soll. Die Ermittler gehen davon aus, dass der ehemalige Feuerwehrmann seit Oktober mindestens 31 Autos, zwei Schulen und eine Fabrikhalle in Brand gesetzt hat. Die Polizei überwältigte ihn, als er in der Nacht zum Mittwoch in Pforzheim einen weiteren Brandanschlag auf ein Möbelgeschäft verüben wollte. Der Schaden der Serie wird auf sieben Millionen Euro geschätzt. Verletzt wurde niemand.

 

Über die Motive des mutmaßlichen Täters ist bislang nichts bekannt. Der Mann wohne im Kreis Ludwigsburg und habe bereits einen Teil der Taten gestanden, berichtet Roland Graf, der Leiter der 30-köpfigen Polizei-Einsatzgruppe, die seit Monaten nach dem Brandstifter gefahndet hatte.

Bei dem Verdächtigen handelt es sich um einen Handwerker, der bis 2007 Mitglied der freiwilligen Feuerwehr gewesen sein soll. Das jedenfalls erklärte er in den ersten Vernehmungen. Wegen eines Einbrauchs war er 2011 zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Der 30-Jährige stehe „auf große Autos“ und habe einen Mercedes und einen Audi besessen, sagt Graf. Warum der Festgenommene, wenn die Vorwürfe zutreffen, seit dem vergangenen Oktober 31 meist teure Autos angezündet hatte, beantwortete er indes noch nicht. Der 30-Jährige ist Vater eines Sohnes, aber nicht verheiratet. Zu einer möglichen psychischen Erkrankung äußert sich die Heilbronner Staatsanwaltschaft nicht.

Täter brachte die Ermittler offenbar selbst auf seine Spur

Obwohl fast 30 000 Euro Belohnung für Hinweise ausgelobt waren, tappte die Polizei lange im Dunkeln. „Wir sind stolz und froh, dass wir die in Teilen doch sehr aufgeschreckte Bevölkerung jetzt beruhigen können“, sagt Frank Rebholz, der Leitende Polizeidirektor im Kreis Ludwigsburg. Letztlich hat offenbar der Täter selbst die Ermittler auf die richtige Spur gebracht. Anfang März, so Graf, habe der 30-Jährige Polizisten angesprochen und erklärt, er wolle einen Benzindiebstahl in einem Autohaus anzeigen. Warum die Einsatzgruppe den Mann danach in den Fokus nahm, blieb geheim. Man habe den angeblichen Hinweisgeber später mit verschiedenen Brandorten in Verbindung bringen können, erklärt die Polizeidirektion. Danach wurde der Mann überwacht und am Mittwoch auf frischer Tat festgenommen.

Die Ermittler prüfen, ob der ehemalige Feuerwehrmann möglicherweise für weitere Brandstiftungen in der Region verantwortlich ist. Auch im Rems-Murr-Kreis brannten im Herbst Autos, und in Bruchsal gingen Mitte März vier Traktoren in Flammen auf. Gestanden hat der mutmaßliche Täter bisher drei Brandanschläge auf Autos in Asperg und Bietigheim-Bissingen. Die Polizei geht davon aus, dass ihm zumindest die gesamte Serie im Kreis Ludwigsburg zuzurechnen ist, also auch die Anschläge auf die Schulen und die Fabrik.