In jüngster Vergangenheit wurden im Land überdurchschnittlich viele Fälle registriert. Statistisch gesehen ist es allerdings ein extrem seltenes Phänomen.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Wie häufig werden Feuerwehrleute zu Brandstiftern? Laut dem Deutschen Feuerwehrverband extrem selten. Nur 0,3 Promille der Brandstiftungen würden aus den eigenen Reihen begangen, hat der Dachverband errechnet. Mit dem Verdachtsfall eines 19-Jährigen in Stuttgart, dem die Polizei zwei Fälle in Stammheim zuschreibt, sind in jüngster Zeit in Baden-Württemberg überdurchschnittlich viele Fälle bekannt geworden, wie ein Blick ins Archiv zeigt. Der Mann aus Stammheim sitzt in U-Haft.

 

Über den wohl schwerwiegendsten hatte im Jahr 2021 das Landgericht Heilbronn zu entscheiden. Das Urteil war deutlich: Der Mann muss für zehn Jahre ins Gefängnis. Und das nicht nur wegen der versuchten Brandstiftung. Die Kammer erkannte ihn auch des versuchten Mordes für schuldig. Er zündete bei Gundelsheim (Kreis Heilbronn) unter anderem ein Gasthaus, eine Scheune, Autos und Holzstapel an. Dabei habe er bei einem Schuppen in Kauf genommen, dass die vier Menschen im angrenzenden Haus ums Leben kommen könnten – daher der Mordvorwurf, den das Gericht bejahte. Die Staatsanwaltschaft ging bei ihm davon aus, dass er aus Geltungsdrang handelte – er war erst kurz davor in die freiwillige Feuerwehr eingetreten. Der damals 32-jährige Mann sagte, er sei stark depressiv und wollte auf sich aufmerksam machen, um Hilfe zu bekommen.

Im gleichen Jahr stand in Heilbronn auch ein 43-jähriger ehemaliger Feuerwehrmann aus Marbach am Neckar (Kreis Ludwigsburg) vor Gericht. Er wurde zu einer Haftstrafe von neun Jahren verurteilt. Er hatte in Marbach mehrere Brände in seiner Wohnung sowie an einer Kirche und einem Polizeirevier gelegt. Die Kammer hatte die Tat als versuchten Mord und versuchte schwere Brandstiftung mit Todesfolge gewertet. Die Brände habe er gelegt, weil er mit dem politischen System unzufrieden sei, hatte der Mann erklärt.

Es existieren wenig Untersuchungen zum Thema. Eine einschlägige, entstanden an der Ruhr-Universität Bochum, datiert aus dem Jahr 2009. Sie kommt zu dem Schluss, dass es selten politisch motivierte Straftaten sind, wenn Feuerwehrleute zu Brandstiftern werden. Vielmehr seien es meist psychische Probleme, die dazu führen. Die Brandstifter, meist junge Männer, erlebten einen „Kick“ bei den Einsätzen. Andere treibe ein Sensations- oder Geltungsdrang an.

Dem Deutschen Feuerwehrverband ist es wichtig zu betonnen, dass die ganz große Mehrheit der Wehrleute – mehr als eine Million sind es in Deutschland – integer sei und dem Schutz und der Rettung der Mitmenschen verpflichtet.