Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro leugnet, dass es im Amazonas-Gebiet Waldbrände gibt. Satellitenaufnahmen zeichnen ein anderes Bild.

Berlin, São Paulo - Trotz einer erneuten Zunahme der Abholzung des Amazonas-Regenwaldes ignoriert Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro weiter die Fakten. „Es gibt kein Feuer, nicht ein Viertel Hektar wurde abgeholzt“, sagte Bolsonaro bei einer Videokonferenz am Dienstag (Ortszeit), wie die Tageszeitung „Estado de São Paulo“ berichtete. Er nannte es eine Lüge, dass es Waldbrände in der Amazonas-Region gebe. Bolsonaro beklagte zudem eine „ungerechte Kritik“ der internationalen Gemeinschaft an der Umweltpolitik Brasiliens.

 

Laut Satellitenaufnahmen des Weltrauminstitutes Inpe sind in den vergangenen zwölf Monaten (August 2019 bis Juli 2020) 34 Prozent mehr Regenwald-Flächen abgeholzt worden als im Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig zählte Inpe allein im Monat Juni 2.248 Waldbrände in der Amazonas-Region. Das entspricht im Vergleich zum Vorjahresmonat einer Steigerung von fast 20 Prozent. Damit ist es der schlimmste Juni seit 13 Jahren, wie das Institut mitteilte.

Internationale Experten warnen vor einer Wiederholung der Tragödie des vergangenen Jahres, als es die schwersten Waldbrände seit 21 Jahren im Amazonas-Regenwald gab. Besonders der August gilt traditionell als Monat mit den meisten Brandrodungen und Waldbränden. Experten befürchten, dass im Schatten der Corona-Pandemie illegale Goldschürfer, Holzfäller und Viehzüchter immer weiter in den Regenwald vordringen. Vor allem die Ureinwohner sind von den Feuern bedroht, die oftmals am Rand der Schutzgebiete gelegt werden.

Im vergangenen Jahr nahm die Staatsanwaltschaft nach internationalem Druck Ermittlungen gegen Rinderzüchter auf, die sich in den sozialen Medien zu einer „Operation Feuer“ verabredet hatten. Laut der Umweltorganisation Greenpeace erhielten allerdings nur fünf Prozent der Beteiligten Geldstrafen. Auf Satellitenbildern seien dagegen 478 gelegte Feuer nachgewiesen worden. Fast die gesamten abgebrannten Flächen seien inzwischen in Weideland umgewandelt worden, erklärte Rômulo Batista von Greenpeace Brasilien. Mit hochauflösenden Kameras hätten Mitarbeiter der Umweltorganisation die vor einem Jahr abgebrannte Flächen überflogen.

Bereits vor Amtsantritt im Januar 2019 hatte Bolsonaro versprochen, den Amazonas-Regenwald wirtschaftlich zu erschließen und keine weiteren Schutzgebiete für Ureinwohner auszuweisen. Die Daten von Inpe, das seit 30 Jahren die Abholzung des Regenwaldes via Satellit dokumentiert, tat er im vergangenen Jahr öffentlich als „Lüge“ ab und bezeichnete sie als „Umweltpsychose“.