Von 2025 an erreicht die Gäubahn nicht mehr die Stadtmitte, sondern endet in Vaihingen, weil ihre Gleise gekappt werden. Das führt zu erheblichen Problemen bei der S-Bahn, der eine Notfallstrecke wegbricht.

Stuttgart - Reisende in der S-Bahn werden von 2025 an bei Störungen im System erheblich mehr Probleme haben als heute. Dann sind die Gäubahngleise von der Stuttgarter City abgehängt und S-Bahnen können den Kopfbahnhof nicht mehr als Nothalt nutzen. Das tun sie bei Störungen an rund 120 Tagen im Jahr.

 

Mit der Kappung des Gäubahn-Zulaufes, der für das Projekt Stuttgart 21 nötig ist, müssen Schnellbahnen im Störungsfall in Vaihingen, Bad Cannstatt oder dem Stuttgarter Norden enden, denn den neuen Gäubahn-Zulauf zum Flughafen wird es noch nicht geben. Wann und in welcher Form er hergestellt wird ist offen. Aktuell ist im Rahmen des Deutschlandtakts ein neuer Tunnel von Rohr zum Airport im Gespräch, er wäre nach 2030 fertig. Bis dahin sollen die Züge aus Zürich und Singen in Vaihingen oder dem neuen Nordhalt enden. Durch dieses Szenario kämen „Herausforderungen auf die Stadtbahn zu“ sagt Stefan Tritschler. Er ist Geschäftsführer des Verkehrswissenschaftlichen Instituts der Uni Stuttgart.

Stadtbahn verkraftet Fahrgäste nicht

In Vaihingen würden S-Bahn-Reisende laut Tritschler im Notfall auf die Stadtbahn umsteigen. Das werde aber nur möglich sein „wenn es dort zu zusätzlichen Kapazitäten kommt“. Der von Land, Bahn, Verband Region Stuttgart (VRS) und Stadt geplante Bau eines Gäubahn-Haltepunktes am Nordbahnhof werde „die Situation ein wenig entspannen, es muss aber immer noch was getan werden bei der Stadtbahn“, sagte Tritschler bei einer Telefonkonferenz des Verkehrsministeriums am Montag zum Thema Gäubahn. Das Problem einer S-Bahn-Störung sei „nach wie vor nicht gut gelöst“, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne). Er plädiert für zwei neue unterirdische Gleise in Richtung Tiefbahnhof unter dem von der Stadt geplanten Rosenstein-Wohnviertel. Sie sollen in vier Tiefbahnsteige in der Nähe des Bahnhofsturms münden. Hermann begründet diesen Ausbau auch mit dem Klimaschutzziel, bei dem der Kohlendioxidausstoß bis 2050 im Verkehrssektor auf null gebracht werden solle. Die „sinnvoll platzierte Ergänzung“ müsse auf Ihre Machbarkeit untersucht werden, so der Verkehrsminister.

Stadt will bauen und keine Gleise

Stuttgarts Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) widerspricht solchen Überlegungen vehement. „Wir werden etwas sperrig, wenn manche meinen, sie müssten auf unseren Gelände Gleise machen“, sagt er. Einer der Hauptgründe für die Beteiligung der Stadt an S 21 seien die Baumöglichkeiten gewesen, so Pätzold. Gegenüber dem Kopfbahnhofgebäude wolle man ein Kongresszentrum errichten, darunter gebe es für die DB die Verpflichtung für eine Tiefgarage. Die Stadt stelle den Städtebau seit Jahren zurück. „Wir schaffen eine Reduzierung der Pendler, wenn wir auch in Stuttgart Wohnraum anbieten“, so Pätzold. Hermann will nicht locker lassen. Das Störfallkonzept für die S-Bahn sei „nicht umfassend geklärt“, man müsse Verkehrspolitik und Wohnungsbau zusammendenken. Hermann: „Eine Ergänzungsstation heißt nicht, dass man nicht Wohnungen bauen kann.“