Brauereifest in Murrhardt Sechs Biersorten aus der Region, die es sich zu kosten lohnt

Benjamin Wezel und Ola Seybold von Eremita lassen sich durch Orte in der Natur zu ihren Biersorten inspirieren. Foto: Edgar Layher

Beim Murrhardter Brauereifest präsentieren kleine Brauereien aus der Region ihre Kreationen. Wir haben ihre Craftbiere gekostet und Sorten von knallrot bis tiefschwarz kennen gelernt.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Hefe, Pils, mit etwas Glück ein Dunkles – viel mehr gibt die Karte vieler Lokale oftmals nicht her, wenn es um Biersorten geht. Doch seit einiger Zeit bringen immer mehr kleine, kreative Brauereien Abwechslung in die deutsche Bierlandschaft. Das Ergebnis sind, Reinheitsgebot hin oder her, erfrischend andere Biersorten. Auf dem Murrhardter Brauereifest haben sich am Wochenende sechs kleine Brauereien aus der Region mit einem passenden Rahmenprogramm präsentiert. Wir haben uns dort umgesehen und Biersorten verkostet.

 

Double Dry Hopped IPA Citra (Hey Joe Brewing, Murrhardt)

Die Murrhardter Brauerei Hey Joe existiert seit dem Jahr 2017 und hat ihre Kapazitäten inzwischen verzehnfacht. Schroten, brauen, lagern, Etiketten gestalten – alles macht das Team um Thomas Szasz und Jonas Wutzer selbst. Ihr Ziel: besonders charakteristische Biere mit natürlichen Zutaten, ohne Filtrierung und Pasteurisierung.

Das Foto: StZ/Weingand

Das Double Dry Hopped India Pale Ale (IPA) „Citra“ wird zusammen mit Faustformel aus Stuttgart gebraut und macht seinem Namen Ehre: Nach ersten Fruchtnoten macht sich eine Ladung Hopfenaromen auf dem Gaumen breit. Die Bitternote wird nicht zu dominant. Die Biere von Hey Joe gibt es teils in Flaschen im eigenen Webshop, „am liebsten verkaufen wir aber auf Events, das macht für uns die Bierkultur aus“, sagt Szasz.

Easy IPA (Sondersud, Beilstein)

Auch Sondersud aus Beilstein (Kreis Heilbronn) gibt es seit 2017. Nach einem Anfang als Gipsy-Brauer wird nun bei Hey Joe gebraut. „So ist das in der Szene, man hilft einander“, erklärt Brauer Patrick Rombach. Sondersud kreiert neben Craft-Beer-Klassikern auch ausgefallene Sorten wie Sour-Biere oder Wein-Bier-Hybride. Gebraut wird in einem Ex-Wurstkessel. Die Brauerei unterstützt auch soziale Projekte.

Sondersud braut ganz besondere Biere. Foto: StZ/Weingand

Das Easy IPA ist ein gutes Einsteiger-India Pale Ale. Es hat weniger Frucht, weniger Säure und weniger Bitternoten – und ist trotzdem schön hopfig. Das Geheimnis liegt darin, dass die Aromen der sehr späten Hopfung erhalten bleiben, Sondersud aber danach auf eine Kalthopfung verzichtet hat. Kaufen kann man die Sondersud-Biere nur auf Events wie dem 0711 Kraftbierfest am 22. Juni in Stuttgart.

Das „Zappenduster“ macht seinem Namen Ehre. Foto: StZ/Weingand

Zappenduster (Cannstatter Keller-Bräu)

Gegründet während der Coronapandemie, hat sich Cannstatter Keller-Bräu zum Ziel gesetzt, ehrliche und nachhaltige Biersorten zu kreieren. Biersommelier und Brauer Markus Schmitt tüftelt in Fellbach, andererseits mietet er sich für größere Mengen in die Stuttgarter Roßknecht-Brauerei ein. „Gerade bin ich dabei, mir in Fellbach etwas Größeres aufzuziehen“, sagt er.

Der Name des „Zappenduster“ könnte passender nicht sein: Das Stout liegt tiefschwarz im Glas und duftet malzig. Im Mund machen sich Aromen von dunkler Schokolade und Mokka breit. Die Süße bleibt unaufdringlich im Hintergrund. Die Biere von Cannstatter Keller-Bräu gibt es unter anderem im eigenen Onlineshop.

Ange Lebecq und Hannes Scherf Foto: StZ/Weingand

Fruity Pils (Das Bierzimmer, Stuttgart)

Entstanden aus einer deutsch-französischen „Braumance“ zwischen Ange Lebecq und Hannes Scherf, versteht sich die Braumanufaktur Bierzimmer als „offenen Raum, der Menschen aller Horizonte an einem Ort versammelt und verbindet“. Angefangen hat alles im Wohnzimmer – daher der Name. Für 2026 ist geplant, auch kulturelle Events zu veranstalten.

Das naturtrübe Fruity Pils ist eigentlich ein normales Pils, aber durch eine Kalthopfung versprüht es einen Hauch IPA. Aromen von Maracuja und Mango machen es zu einer hervorragenden Erfrischung im Sommer – zumal es mit nur 4,8 Prozent recht wenig Alkohol hat. Kaufen kann man die Bierzimmer-Kreationen derzeit vor allem auf Events wie dem 0711 Kraftbierfest kommende Woche.

Bei Schleyer-Bräu gibt es Bier nur frisch gezapft. Foto: StZ/Weingand

Diamant Lager Smoke Edition (Schleyer Bräu, Rudersberg)

Felix Schleyer braut aus Leidenschaft – seit 2020 existiert seine Brauerei in Rudersberg. „Wir brauen, wenn wir Zeit haben und nur Bier, auf das wir Lust haben“, lautet sein Credo. Die Hochwasserkatastrophe, die Rudersberg Anfang des Monats getroffen hat, hat die Brauerei mit einem blauen Auge überstanden. Derzeit wird pro Bier ein Euro an die Hochwassernothilfe gespendet.

Für sein Diamant Lager Smoke Edition kombiniert er Diamant-Aromahopfen mit einer Bierhefe, die zuvor ein Rauchbier vergoren hat. Das Resultat ist ein überraschend süffiges, fruchtiges Bier mit einer zarten Rauchnote – ideal für Menschen, denen Rauchbier normalerweise zu sehr nach Aschenbecher schmeckt. Da Schleyer sein Bier immer frisch zapft, kann man es derzeit fast nur auf Events kaufen – zum Beispiel auf dem Naturparkmarkt in Althütte.

Das „Solasta“ leuchtet rot im Glas. Foto: Weingand/StZ

Solasta Rotbier (Eremita Braukunst, Birenbach)

Für Benjamin Wezel und Ola Seybold, die Menschen hinter Eremita Braukunst aus Birenbach im Kreis Göppingen, liegt die Inspiration zum Brauen in der Natur und den gemeinsam besuchten Orten. Auf ihrer Webseite gibt das Duo die Koordinaten des Ortes an, der sie zum jeweiligen Bier inspiriert hat.

Für das Solasta Rotbier war ein Sonnenaufgang in Schottland der Ideengeber. Tatsächlich leuchtet es prachtvoll rubinrot im Glas. Das Solasta ist eine neue Interpretation eines alten fränkischen Bierstils. Sein Geschmack zeichnet sich durch Cremigkeit und Karamell-, sowie Fruchtnoten und eine leichte Säure aus, bleibt dabei schön süffig. Zu kaufen gibt es die Eremita-Biere unter anderem im eigenen Webshop der Brauerei.

Das Murrhardter Brauereifest dauert noch bis Sonntagabend, 19 Uhr. Auf dem Marktplatz gibt es Livemusik von „Kelly Solo“ und Verpflegung von den Meat Buddies, dem OGV Sulzbach, dem Wacholderhof und dem Pizza Mobile.

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