Eine Flutwelle vom Frühsommer 2016 hat in Braunsbach im Kochertal eine Lawine aus Geröll hinterlassen. Auch mehr als ein Jahr danach ist der Normalzustand noch weit weg. Der Ort ist wieder eine Baustelle.

Braunsbach - Wenn die Braunsbacher im Ortskern vor die Tür gehen, stehen sie wieder im Schotter - wie nach der Flutkatastrophe vor gut einem Jahr. Doch dieses Mal haben nicht Wassermassen die Straßen aufgerissen, sondern Bagger. Die Straßen waren im Katastrophensommer nur provisorisch geflickt worden. Jetzt werden sie erneuert, auch im Untergrund. Dass die Bauarbeiten eine Belastung für Ladenbesitzer und Anwohner sind, weiß Bürgermeister Frank Harsch. „Aber es gibt keine Alternative, wir müssen das jetzt durchziehen.“

 

Am 29. Mai 2016 war die kleine Gemeinde im Kreis Schwäbisch Hall während eines Starkregens innerhalb weniger Minuten von einer Schlamm- und Gerölllawine verschüttet worden. Seit Montag ist der Ortskern für den Autoverkehr gesperrt, sechs Wochen lang.

„Es ist fast kein Durchkommen“, sagt Blumenhändlerin Anita Mögerle. Deshalb lässt sie ihren Laden im August zu und arbeitet nur auf Bestellung. Sie habe keine Lust, abends den Großteil der Blumen im Müll entsorgen zu müssen. Finanziell ist das ein Problem, wie sie erzählt. Trotzdem gibt sie die Hoffnung nicht auf. „Es muss ja irgendwann vorbei sein.“ Ein Trost: Sie bekommt im Zuge der Sanierung Glasfaserkabel für schnelles Internet ins Haus gelegt. „Das ist eine coole Sache.“

Bei der Erneuerung des Straßenuntergrunds werden Wasser- und Abwasserkanäle erneuert und es kommen zusätzlich Glasfaserkabel und Nahwärmeleitungen unter die Erde. Davon hätte Harsch im Braunsbacher Rathaus nur träumen können. Er spricht von einer „Riesenchance“ für den Ort. Die Sanierung der ersten Straßenzüge kostet nach Angaben des Bürgermeisters voraussichtlich 7,5 Millionen Euro.

Obwohl die Bauarbeiten die Nerven strapazieren, will der betroffene Wirt vom Gasthof „Löwen“, Thomas Philipp-Hopf, am Optimismus festhalten. Der hat ihn auch durch die Zeit seit der Flut getragen, wie er erzählt. Was ihn und seine Frau Heike glücklich mache: „Die Gäste kommen weiterhin.“ Ein glücklicher Zufall für ihn: Die geplanten Betriebsferien von Mitte August bis Mitte September fallen mit den Bauarbeiten zusammen, die dann auch das Draußensitzen für seine Gäste unmöglich machen würden.

Apothekerin Gerlinde Mayer hofft, dass die erneute Durststrecke für keinen Gewerbetreibenden existenzielle Folgen hat. Auch bei ihr lasse der Umsatz angesichts von Ferienzeit und Baustelle vor der Tür zu wünschen übrig. „Ich hoffe einfach, dass die Bauarbeiter zügig vorankommen.“ Wenn alles fertig ist, erwartet sie viele Besucher im Ort, die sehen wollen, was aus dem krisengebeutelten Braunsbach geworden ist. Dann könnte wieder Leben im Ort sein - und die Schotter- und Staubzeit endgültig vorbei.