Zum ersten Mal ist in Deutschland ein Break-Liga-Meister gekürt worden: Die Breakdancer der Gruppe Directors Cut haben am Samstag überzeugt.

Leserredaktion : Kathrin Zinser (zin)

Backnang - Die Musik wummert aus den Boxen, so laut, dass die Bässe zu spüren sind. Der junge Mann in der Mitte des Raumes tanzt, geht runter auf den Boden, springt auf seine Hände, wirbelt herum und dreht sich im Kopfstand um die eigene Achse. Die Zuschauer johlen begeistert, der Breakdancer steht auf und wirft der gegnerischen Gruppe einen herausfordernden Blick zu, bevor er den Kreis für seinen Kontrahenten freigibt. Die Stimmung im Treffpunkt 44, dem Backnanger Jugendhaus, ist locker und fröhlich, doch es liegt eine gewisse Spannung in der Luft an jenem Samstagabend: Die besten Breakdancer aus dem süddeutschen Raum treten gegeneinander an. Die Gruppe, die gewinnt, darf sich Break-Liga-Meister nennen – als erste überhaupt. Denn eine Breakdance-Bundesliga gab es bisher nicht, doch Alexander Pusch und seine Streetlife-Crew sind dabei, das zu ändern.

 

Anfängern Chancen bieten

Acht Crews – unter anderem aus Stuttgart, Ingolstadt und Baden-Baden – sind im Finale. Pro Runde tritt je einer der fünf Tänzer einer Gruppe gegen ein Mitglied der gegnerischen Crew an. Die Jury gibt sofort bekannt, an wen der Punkt geht. Die Gruppe, die zuerst acht Punkte hat, gewinnt. „In kürzester Zeit müssen wir eine Entscheidung treffen“, sagt Fausan Abouharia, einer der drei Juroren. Beim Breakdance komme es auf die Musikalität des Tänzers an, aber auch auf gute Technik und individuellen Stil. „Da muss Leidenschaft dabei sein, das muss Charakter haben“, findet Abouharia.

Alexander Pusch sieht das ähnlich. Er moderiert das Finale und davon, dass er „super aufgeregt“ ist, wie er kurz vorher zugibt, merkt man wenig. Der 30-jährige Physiotherapeut steckt seine komplette Freizeit in den Aufbau der Breakdance-Liga. „Ich verwalte die Liga größtenteils alleine“, sagt er. Pusch träumt davon, aus der derzeitigen Amateur- eine Profiliga zu machen, aber eine, die weniger kommerziell ist als die auf internationaler Ebene. „Wir wollen regionale Crews aufbauen und die Wettkämpfe so fair gestalten, dass auch Anfänger ausreichend Erfahrungen sammeln können“, erklärt der Breakdancer. „Von Tänzern für Tänzer gemacht“, lautet das Motto. Noch gibt es keine Sponsoren, „alles selfmade“, betont Pusch, der seit 18 Jahren Breakdance macht. Ihm gefällt, dass man für diesen Sport keine große Ausrüstung braucht, „nur Musik. Man kann es überall machen. Und es gibt keine Unterschiede, etwa zwischen Männern und Frauen – alle werden gleich behandelt.“

Freiburger Breakdancer entscheiden Finale für sich

Im Treffpunkt 44 sind die weiblichen Teammitglieder jedoch in der Minderheit. Leticia Dörfler gehört zur Gruppe der Bodenblitzblankbreakers und ist aus Ingolstadt angereist. „Es lohnt sich, hierher zu kommen, man ist ständig am Tanzen“, sagt die 21-Jährige, die am ersten Ligatag „Tänzerin des Abends“ geworden ist. „Die Jury hat das damit begründet, dass ich Eindruck hinterlassen habe. Ihr hat meine Attitude gefallen“, erzählt sie.

Im Finale überzeugen Directors Cut aus Freiburg die Juroren. Die Gruppe setzt sich mit 8:6 gegen die Streetlife-Crew durch. „Als Tabellenführer war der Druck groß, die Siegesserie zu halten. Zudem fielen zwei starke Tänzer aus. Aber wir konnten nach vielen hart umkämpften Battles zeigen, dass wir den längeren Atem hatten“, sagt Astrit Berisha, Chef der Crew, nach dem Sieg zufrieden.