Die Bregenzer Festspiele präsentieren in diesem Sommer Mozarts „Zauberflöte“. Michael Diem, der kaufmännische Direktor der Festspiele erklärt im Interview, wie sich das Festival für die Stadt und Region rechnet.


Herr Magister Diem, in diesem Sommer präsentieren die Bregenzer Festspiele eine neue Produktion auf der Seebühne. Wie viel hängt von dem Erfolg der „Zauberflöte“ in kaufmännischer Hinsicht ab?
Zwischen künstlerischem und kaufmännischem Erfolg herrschen sehr starke Wechselwirkungen, es sind zwei Seiten einer Medaille. Der Grundstein für Erfolge bei Seebühnen-Produktionen wird durch deren künstlerische Qualität gelegt. Es ist uns in der Vergangenheit gelungen, anspruchsvolle Musiktheaterproduktionen einem breiten Publikum nahezubringen. Dank des riesigen Auditoriums mit annähernd 7000 Plätzen und üblicherweise guten Auslastungen übersteigen die abendlichen Erlöse die dafür benötigten Kosten. Mit dem daraus resultierenden Deckungsbeitrag können die Bregenzer Festspiele andere Programmschienen quersubventionieren. Der „See“ wird so zum Finanzier.

Die vorige Seebühnen-Produktion „Andrea Chénier“ litt bei der Kartennachfrage womöglich darunter, dass die Oper von Umberto Giordano einem breiteren Publikum weniger bekannt war. Da kommt Ihnen, dem kaufmännischen Direktor, der Mozart-Klassiker „Zauberflöte“ sicher entgegen?
Michael DiemStZ Nicht nur der kaufmännische Direktor, sondern vor allem auch das Publikum freut sich auf die „Zauberflöte“, das zeigt uns der aktuelle Kartenvorverkauf. Die Auswahl der einzelnen Stücke muss im Kontext gesehen werden. Es ist klug und ausgewogen, wenn nach zwei Jahren „Andrea Chénier“, einem für einen Teil unserer Besucher weniger bekannten Stück, nun ein Opern-Kracher auf dem Programm steht. Mit „Andrea Chénier“ wollten wir unseren erfahreneren Besuchern etwas bieten, bei der „Zauberflöte“ werden sich wieder sehr viele Opern-Neulinge unters Publikum mischen.

Welche Bedeutung haben die Bregenzer Festspiele für Stadt und Region in wirtschaftlicher Hinsicht?
Alleine in diesem Sommer werden in der Festspielzeit vom 17. Juli bis 18. August mehr als 200 000 Gäste die Bregenzer Festspiele besuchen, das sind pro Tag mehr als sechstausend Besucher. Wir wissen aus unseren Besucherumfragen, dass ein Festspielgast doppelt so viel Geld ausgibt wie der Normaltourist. Zwei exemplarische Kennzahlen aus einer von den Bregenzer Festspielen in Auftrag gegebenen Umwegrentabilitätsstudie lassen erahnen, wie wichtig das Festival für die Region ist: Es werden jährlich direkte Umsatzeffekte in Höhe von etwa 170 Millionen Euro erzielt. Aus den jährlich etwa 5,5 Millionen Euro Subventionen entsteht ein Steueraufkommen in Höhe von rund 21 Millionen Euro. Das Festival vervierfacht jeden Subventionseuro.

Welchen Rang haben im Bregenzer Programm die anderen Programmschienen, zum Beispiel die „Kunst aus der Zeit“ – betriebswirtschaftlich vermutlich ein Zuschussgeschäft?
Unsere Festspiele haben sich das Glück erkämpft, dass mit dem Spiel auf dem See eine ganze Produktionsschiene mehr als kostendeckend geführt werden kann. Dem gemeinnützigen Zweck der GmbH gemäß wurden diese Gelder investiert, und es wurde ein vielseitiges Programm entwickelt. Heute vereint das Festspielhaus, wahrscheinlich einmalig auf der Welt, alle Bühnenformen: Open-Air-Bühne, Guckkastenbühne und Blackbox-Bühne. Bespielt werden die Bühnen mit Programmen, die anderenorts erst später oder nirgendwo mehr zu sehen sind. Wir spannen den dramaturgischen Bogen für Besucher, die auf der Seebühne zum ersten Mal mit Oper in Berührung kommen, bis hin zu Musiktheater-Feinspitzen, die gerne mal etwas anderes ausprobieren.