Der Landkreis Ludwigsburg will gemeinsam mit vier weiteren Kreisen und der Stadt Stuttgart einen flächendeckenden Ausbau von schnellem Internet. Vor allem Gewerbegebiete sind aktuell noch abgehängt.

Kreis Ludwigsburg - Das Urteil fiel drastisch aus: Es sei höchste Zeit, dass der Landkreis Ludwigsburg sich mit dieser Frage beschäftige, sagte der Freie-Wähler-Rat Karl-Heinz Balzer in der Sitzung des Kreistags-Ausschusses für Umwelt und Technik am Montag. Und legte nach: Es sei „fast schon beschämend“, dass der ländliche Raum den Landkreis in dieser Frage beinahe abgehängt habe.

 

Was den Ersten Bürgermeister von Remseck so aufwühlte, war das Thema Breitbandausbau. Viele Gewerbegebiete, sagte Balzer, seien von schnellem Internet völlig abgehängt. Für ihn liege das auch an den Telekommunikations-Unternehmen, die einen flächendeckenden Ausbau nicht geschafft hätten. Volker Godel, FDP-Kreisrat und Bürgermeister von Ingersheim, sprach gar von einem „völligen Marktversagen“ der Internet-Anbieter.

Beiden Politikern dürfte daher gefallen, was die Kreisverwaltung im Ausschuss präsentierte: In einem gemeinsamen Projekt wollen die Landkreise Ludwigsburg, Böblingen, Esslingen, Göppingen, der Rems-Murr-Kreis, die Landeshauptstadt und der Verband Region Stuttgart (VRS) eine flächendeckende Versorgung mit Glasfasertechnologie auf die Beine stellen.

Fünf Kreise und die Landeshauptstadt arbeiten zusammen

Das sogenannte „Backbone“-Glasfasernetz sei die einzige wirklich zukunftsfähige Technologie, sagte der stellvertretende Landrat Utz Remlinger. Sie erlaube auf Dauer hohe Datenmengen und behindere auch künftige technische Entwicklungen nicht.

Konkret geht es in einem ersten Schritt um Bandbreiten von rund 50 Megabit pro Sekunde, die flächendeckend im Kreis und der gesamten Region verfügbar sein sollen – und zwar sowohl, um Daten hoch- und herunterzuladen. Dazu will der Verband Region Stuttgart, der die Koordination in dem Projekt innehat, zunächst die bestehende Infrastruktur in den Kommunen aller fünf Kreise analysieren lassen. Erst so könne man bereits bestehende Netze sinnvoll ergänzen, sagte der Projektleiter Attila Gálity. Es gehe nicht darum, das komplette Netz neu zu bauen. Ein ähnliches Projekt im Kreis Karlsruhe habe gezeigt, dass nur rund ein Drittel der Leitungen neu verlegt werden müssten – der Rest bestehe bereits und müsse nur sinnvoll verbunden werden.

Der Kreis will das neue Netz auch selbst betreiben

Der VRS-Referent wies aber auch auf Schwierigkeiten hin: So sei das Netz in der Region Stuttgart sehr heterogen. Manche Kommunen hätten bereits in den Ausbau investiert, andernorts sei die Abdeckung noch schwach. Als Beispiel nannte Gálity das Gewerbegebiet Laiern zwischen Bietigheim-Bissingen, Ingersheim und Tamm.

Diskutiert wird aktuell aber nicht nur der Ausbau des Glasfasernetzes, sondern auch dessen spätere Verwaltung. Viel spreche für das Modell, dass der Kreis das Netz auch selbst betreibe, sagte der Vize-Landrat Utz Remlinger. So habe man alle weiteren Entwicklungen selbst in der Hand.

Die ersten Leistungen für das Netz sollen noch vor der Sommerpause ausgeschrieben werden.