Die Stadtwerke Schorndorf investieren 58 Millionen Euro in den Ausbau des Glasfaser- und Stromnetzes. Die Kommune tritt nicht dem kreisweiten Zweckverband Breitbandausbau bei. Sie ist nicht die einzige Kommune in der Region, die ausschert.

Schorndorf - Es ist eine Weichenstellung für und eine riesige Investition in die Zukunft: Der Gemeinderat Schorndorf hat beschlossen, dass die Stadtwerke den Ausbau der Breitbandversorgung in der Kommune selbst in die Hand nehmen werden. Auf rund 280 Kilometern sollen in den kommenden zehn Jahren nicht nur Glasfaser-, sondern auch neue Stromkabel verlegt werden: „Wir möchten gleichzeitig unser Stromnetz ertüchtigen“, sagt Stadtwerkechef Andreas Seufer mit Blick auf die Elektro-Mobilität, für die es Kapazitäten zu schaffen gelte.

 

Stromnetz für die Anforderungen der E-Mobilität ertüchtigen

Er rechnet mit Kosten in Höhe von 58 Millionen Euro, um beides realisieren zu können. „Das ist für uns eine enorme Dimension und natürlich ein unternehmerisches Risiko. Aber wir haben es sorgfältig abgewogen und denken, dass wir es schaffen“, sagt Seufer. Als Anschubfinanzierung bekommen die Stadtwerke in den kommenden drei Jahren jeweils eine Million Euro aus dem städtischen Haushalt, auch das hat der Gemeinderat vergangene Woche beschlossen.

Die Stadtwerke sind seit 2011 an dem Thema Breitbandausbau dran. Rund 40 Kilometer Glasfaserkabel wurden bereits verlegt – beim Umbau der Feuerseestraße und der Höllgasse, in der Röhrachsiedlung oder in einem Schornbacher Neubaugebiet: „Wir möchten aber nicht nur die Leitung verlegen, sondern auch einen Anteil an den Zusatzprodukten haben“, sagt Seufer. Zumal eine Kostendeckung nur über den Leitungsbau nicht zu erreichen sei. Deswegen bieten die Stadtwerke über die Sparte „Schorndorf Media. Web and More“ Internet, Telekommunikation und Onlinefernsehen an. „In unserem Neubau wird zudem ein Rechenzentrum eingerichtet. Wir werden Speicherkapazitäten anbieten und unsere eigene Cloud bilden“, berichtet Seufer.

Schnelles Internet für Industrie- und Wohngebiete

Zunächst muss jedoch die Infrastruktur für schnelles Internet geschaffen werden. Ziel ist es, dass das flächendeckende Glasfasernetz in den kommenden zehn Jahren realisiert wird. Für 2019 sind Arbeiten in den großen Industriegebieten geplant. „Wir möchten zudem jedes Jahr Wohngebiete erschließen“, erzählt Seufer. Dies sei ein wichtiger Unterschied zwischen einem kommunalen Unternehmen wie den Stadtwerken und privaten Anbietern: „Die gehen nur dorthin, wo es wirtschaftlich sinnvoll ist.“ Konsens im Gemeinderat ist es aber, dass sich kein Schorndorfer wie ein Bürger zweiter Klasse fühlen soll, nur weil er in einem kleinen Weiler wie Mannshaupten lebt.

Kooperationen schließt der Stadtwerkechef nicht aus – egal, ob es um den Leitungsbau, die Leitungsvermietung oder andere Geschäftsfelder geht: „Es ist alles denkbar. Aber die Gespräche müssen auf Augenhöhe stattfinden, und da sehe ich noch Entwicklungsbedarf“, sagt Seufer, der mit anderen aktiven Stadtwerken in Kontakt steht: „Es ist wichtig, dass wir unsere Kräfte bündeln, wenn wir mit der Telekom verhandeln.“

Auch die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim bauen ihr Glasfasernetz selbst aus

Denn Schorndorf ist nicht die einzige Kommune, die aus der regionsweit geplanten Zusammenarbeit mit der Telekom ausschert. Aktiv im Breitbandausbau sind beispielsweise die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim. Bereits zwanzig Millionen Euro wurden in Eglosheim-Ost, der südlichen Oststadt und in Grünbühl-Sonnenberg verbaut, 60 Kilometer Leitungen sind verlegt. Im November hat der Aufsichtsrat zugestimmt, dass das Glasfasernetz im nächsten Schritt auf Neckarweihingen, Ludwigsburg-Zentrum Nord und Ludwigsburg-Zentrum Ost ausgedehnt werden soll. Innerhalb von acht Jahren soll die ganze Stadt von der Gigabit-fähigen Infrastruktur profitieren. 60 Millionen Euro werden für das Gesamtvorhaben veranschlagt.

Uneinigkeit über Zweckverband-Gründung im Kreis Böblingen

Diskussionen über die Gründung eines gemeinsamen Zweckverbandes gibt es auch im Kreis Böblingen. Dort haben sich die drei Oberbürgermeister der Städte Böblingen, Sindelfingen und Leonberg vergangene Woche gemeinsam zu dem Thema geäußert: „Aktuell ist es zu früh, diesen Verband zu gründen“, sind sich Stefan Belz, Bernd Vöhringer und Martin Kaufmann einig. Man wolle erst genau wissen, inwieweit die künftige Zusammenarbeit mit der Telekom echte Vorteile für die Bürger und Betriebe bringe. Sindelfingen etwa arbeitet bisher mit dem Netzbetreiber Unitymedia zusammen, 8o Prozent aller Haushalte und 100 Prozent aller Gewerbegebiete sind bereits mit einem schnellen Internetanschluss abgedeckt.

Man wolle wissen, wie das Gesamtpaket aussehe, bevor man der Gründung eines Zweckverbandes zustimme: „Da sich bislang nicht alle dazu offenen Fragen ausreichend beantworten lassen, sind die Voraussetzungen für die Beschlussfassung im Kreistag noch nicht gegeben“, heißt es in der gemeinsamen Pressemitteilung.