Die Skepsis gegenüber der Telekom, die das Breitbandnetz in der Region ausbauen soll, ist groß, vor allem bei einigen Oberbürgermeistern, deren Stadtwerke sich im Breitbandausbau engagieren.

Stuttgart - Der prominente Redner musste warten. Zuerst gab es in der Regionalversammlung am Mittwoch eine Debatte über Europa, dann die Etateinbringung – und erst danach durfte Dirk Wössner, der Sprecher der Telekom-Geschäftsführung, ans Rednerpult in der Sparkassenakademie. Der Auftritt des mit großer Entourage angereisten Spitzenmanagers unterstreicht die Bedeutung, die der Telekommunikationskonzern der im Juli unterzeichneten Absichtserklärung für den Breitbandausbau in der Region beimisst. „Das Projekt ist einzigartig und Beispiel gebend in Deutschland“, so Wössner.

 

1,6 Milliarden Euro werden investiert

Die Telekom hatte sich gegen andere Wettbewerber durchgesetzt und wird für den Glasfasernetzausbau für schnelles Internet 1,1 Milliarden Euro ausgeben, von den Kommunen der Region sollen rund 500 Millionen Euro kommen. Ziel ist es, bis zum Jahr 2025 rund 60 Prozent aller Unternehmensstandorte und 50 Prozent aller Haushalte mit bis zu einem Gigabit anzuschließen. Im Jahr 2030 sollen es alle Betriebe und 90 Prozent der Haushalte sein. „Wir schaffen zusammen die modernste Breitbandregion in Deutschland“, sagte Wössner.

Bis Ende des Jahres sollten mit allen 179 Kommunen der Region Gespräche geführt werden, in denen der Ausbau konkretisiert und der Eigenanteil der Kommunen beziffert wird. Mit 151 Städten und Gemeinden habe man sich bereits getroffen, in „konstruktiver und vertrauensvoller Atmosphäre“, sagte der Breitband-Beauftragte Hans-Jürgen Bahde, der bei der Wirtschaftsfördergesellschaft der Region beschäftigt ist. Bahde wird auch Chef der regionalen Breitband-Service-GmbH, in der die Zweckverbände in den Kreisen und die Stadt Stuttgart zusammenarbeiten. Wie mit den Kommunen soll auch mit ihnen bis Ende des Jahres die Zusammenarbeit vertraglich fixiert werden. „Wir sind im Fahrplan“, sagte Bahde.

Stadtwerke als Partner?

Wössner warb für eine regionsweite Zusammenarbeit. „Dieses Mammutprojekt ist nicht allein zu stemmen und schon gar nicht gegeneinander“, sagte er und warb vor allem um die Stadtwerke, die in einzelnen Kommunen bereits Hochleistungsnetze gebaut haben. „Aus Wettbewerbern wollen wir Partner machen“, sagte Wössner, „und Stadtwerke sind wichtige Partner vor Ort“.

Wössner wandte sich aber gegen „regionale Rosinenpickerei“. Es könne nicht sein, dass Mitbewerber sich die – weniger aufwendigen und einträglicheren – Stadtnetze heraussuchten, und die Telekom für die Versorgung der ländlichen Gebiete zuständig sei. Der Telekomchef versprach erneut, dass auch andere Anbieter Zugang zum Glasfasernetz bekommen würden. „Wir wollen kein Monopol, sondern garantieren einen diskriminierungsfreien Zugang“, sagte er.

Die Fraktionen unterstützten bis auf die Linke das Konzept. Infrastruktur müsse von der öffentlichen Hand betrieben werden und nicht von profitorientierten Unternehmen, sagte Linke-Regionalrat Sebastian Lucke. Allerdings müsse die Telekom ihren Worten auch Taten folgen lassen, meinten mehrere Redner. Entscheidend sei, was Ende des Jahres auf dem Tisch liege, wenn die Verträge unterzeichnet würden. Wössner machte sich jedenfalls eifrig Notizen.