Waldemar Weiss berät Kommunen beim Ausbau der Breitbandversorgung. Eigeninitiative sei hilfreich, aber auch mit Risiken verbunden, sagt er.

Kreis Ludwigsburg - - Gemmrigheim, Steinheim, Marbach, Bennigen, Bietigheim-Bissingen, Oberriexingen, Löchgau: die Liste der Kommunen, die Waldemar Weiss von der Breitbandberatung Baden-Württemberg schon beraten hat oder noch berät, ist nicht nur im Kreis Ludwigsburg lang. Im Gespräch verrät der Ingenieur der Nachrichtentechnik, worauf die Städte und Gemeinden zu achten haben – und warum das Unternehmen Telekom doch nicht so schlecht ist, wie alle denken.
Herr Weiss, Sie beraten Kommunen beim Breitbandausbau. Bei vielen ist ein Unmut darüber zu hören, dass die Telekom nicht schnell genug ausbaut.
Waldemar Weiss Foto: privat
Schnell ist relativ. Welcher andere Netzbetreiber ist denn schneller in der Hochrüstung von bestehenden flächendeckenden Netzen? Nur Anbieter, welche flächendeckende Netze in den Kommunen besitzen, können diese auch entsprechend flächendeckend und schnell hochrüsten. Dabei wird Hochrüsten immer unter marktwirtschaftlichen Aspekten erfolgen und vom Anbieter fallweise bewertet.
Aber die Kommunen können auch selbst aktiv werden, siehe etwa Pleidelsheim.
Die Kommunen haben keinen Versorgungsauftrag, müssen also nicht aktiv werden. Aber sie können und sollten bei Marktversagen aktiv werden. Sie können passive Infrastruktur aufbauen und diese an Netzbetreiber verpachten, sie müssen jedoch den gültigen Richtlinien folgen. Die Kommunen spüren dabei allerdings auch die Regeln des freien Marktes, des Wettbewerbes, und müssen Risiken tragen. Ein Risiko kann sein, dass kein Netzbetreiber gefunden wird, oder dass Netzbetreiber eigene Netzausbau-Aktivitäten starten.
Ist es dann für Kommunen überhaupt sinnvoll, das Thema Breitbandausbau selbst anzugehen?
Auf jeden Fall. Das Ziel ist Glasfaser bis zu jedem Gebäude, um zukunftssicher die benötigten hohen Bandbreiten bereitstellen zu können. Damit verbunden ist die Bereitstellung passiver Infrastruktur, also Leerrohre bis zu den Gebäuden, um Glasfasern einzuziehen. Netzbetreiber, die kurze Zeitfenster betrachten, zögern bei diesem Glasfaser-Ausbau in der Fläche, da hohe Kosten für Tiefbau und Risiken eines Fehlausbaus bestehen – und sie beschränken sich daher auf wirtschaftliche Einzelfälle. Die Kommunen können hier mit größeren Zeitfenstern arbeiten und Kosten sparen, indem sie Leerrohre mitverlegen, wenn eigene Tiefbaumaßnahmen aus anderen Gründen ausgeführt werden.
Das erfordert viel Planung. Sind die Kommunen da schon gut aufgestellt?
Wenn die Kommunen bereits einen Masterplan besitzen, welcher beschreibt, auf welchen Trassen welche und wie viele Leerrohre verlegt werden sollen, wird diese Netzstruktur effektiv erreicht, um Glasfaser in der Fläche bereitzustellen und zu nutzen. Nur wenige Kommunen haben bereits solche Masterpläne für den innerörtlichen Aufbau der passiven FTTB-Infrastruktur (Glasfaser bis zum Haus) und setzen ihn um.