Die Branche kritisiert bürokratische Hürden bei der Glasfaserverlegung. Alte Häuser mit hohem Energieverbrauch sollten abgerissen werden, sagt Verbandspräsident Markus Böll.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Die Bauwirtschaft in Baden-Württemberg fordert einen Masterplan für den Ausbau der Breitbandnetze im Land. Dies erklärte der stellvertretende Präsident der Bauwirtschaft im Land, Mathias Waggershauser. An Geld für den Ausbau der Netze fehle es nicht, wohl aber an einem koordinierten Vorgehen. Würden die Behörden sich besser abstimmen, käme der Ausbau wesentlich schneller voran. So aber passiere es häufig, dass zwar eine Straße aufgerissen werde, um etwa Wasserleitungen zu verlegen. Die für den Breitbandausbau verantwortlichen Stellen würden dann aber häufig erklären, sie seien mit ihren Planungen noch nicht so weit, dass auch bereits Kabel verlegt werden könnten.

 

In kleineren Kommunen funktioniere eine solche Abstimmung. Je größer aber eine Stadt sei, umso schlechter sei die Koordination. Zu weiteren Verzögerungen komme es nach Ansicht der Baubranche, weil viele Kommunen zwischen Januar und März keine Ausschreibungen für ihre Arbeiten machten. Mehrere Monate gingen so jedes Jahr verloren. Die Wirtschaft im Land hat einen flächendeckenden Breitbandausbau mehrfach als eine ihrer wichtigsten Forderungen bezeichnet.

Kritik an Kramp-Karrenbauer

Kritisch sieht die Branche auch den Vorschlag von CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer, eine Abwrackprämie für alte Ölheizungen einzuführen. Besser sei es, alte Häuser, in denen noch viel Energie verbraucht werde, abzureißen und durch Neubauten zu ersetzen, meinte Markus Böll, der Präsident der Bauwirtschaft Baden-Württemberg. Für Eigentümer könne ein Abriss auch durch steuerliche Anreize attraktiv gemacht werden.

Zahl der Beschäftigten steigt

Nach den Worten von Böll gibt es in seiner Branche keine Anzeichen für eine konjunkturelle Eintrübung. Ein Investitionsstau bei Straßen und Schulen und der große Bedarf an Wohnraum sorgten wohl bis in das Jahr 2025 hinein für eine gute Auslastung. Auch im Wirtschaftsbau gebe es noch keine nennenswerten Anzeichen für eine Zurückhaltung der Unternehmen, sagte Thomas Möller, der Hauptgeschäftsführer des Verbandes. Im laufenden Jahr rechnet die Branche mit einem Umsatzplus von acht Prozent auf dann 19 Milliarden Euro. Die Auftragseingänge hätten zwischen Januar und Juli nochmals zugelegt und seien um 19 Prozent gestiegen. Die Zahl der Mitarbeiter werde bis zum Ende des Jahres wohl auf 106 000 Beschäftigte steigen. Ende 2018 lag diese Zahl noch bei 103 500 Mitarbeitern.