Hertich, Ramtel und Pfad in Höfingen: Die Telekom verlegt Glasfaser für die Anschlüsse an ihr Gigabit-Hochgeschwindigkeitsnetz.

Leonebrg - Den Gehsteig großflächig aufzubaggern war gestern, heute wird eine Erdrakete verwendet, die sich mit hohem Druck durch das Erdreich zum Ziel presst. Seit Mittwoch Nachmittag ist eine solche im Gewerbegebiet Hertich eingesetzt worden – in den kommenden Wochen und Monaten sind auch die Gewerbegebiete Ramtel (Ulmer Straße) sowie Pfad in Höfingen an der Reihe. In Leonberg erhalten derzeit 85 Unternehmen in den drei Gewerbegebieten einen Anschluss an das Gigabit- Hochgeschwindigkeitsnetz der Telekom. Seit Anfang der Woche laufen die Tiefbauarbeiten.

 

„Leonberg hat lange warten müssen, nun endlich ist es soweit, denn die Verfügbarkeit von Glasfaser-Anschlüssen ist ein wichtiger Standortfaktor“, sagte Oberbürgermeister Martin Georg Cohn. Der Rathauschef verschaffte sich einen Einblick in der Hertichstraße 10, wie die Arbeiten über die Bühne gehen. „Dass nun drei Gewerbegebiete mit dieser zukunftsfähigen Infrastruktur ausgestattet werden, ist ein wichtiger Baustein für die Weiterentwicklung der Stadt“, zeigte sich Cohn zufrieden.

Zehn Kilometer Kabel und zehn Netzverteiler

Für die Firmen, die sich während des Vorvermarktungszeitraums für die Telekom entschieden haben, ist der Einbau des Gigabit-Anschlusses kostenlos. Das Angebot auf Glasfaser reicht vom 100 MB-Geschäftskundenanschluss über den 1 GB-Anschluss bis hin zu direkten Übertragungswegen mit Geschwindigkeiten von bis zu 100 GB. Die Telekom wird dafür rund zehn Kilometer Glasfaserkabel verlegen und zehn Netzverteiler aufstellen, um die Unternehmensstandorte direkt an das Glasfaser-Netz anzubinden.

Der Trupp der Firma P.O. aus Rheinau, der aktuell im Hertich im Einsatz ist, schafft mit der Erdrakete – ein Stahlkolben, der sich unter großem Druck unterirdisch vorwärts bewegt – Platz für die Leerrohre von der Straße bis zum Haus. „Für die fünf Meter benötigen wir je nach Beschaffenheit des Bodens 10 bis 30 Minuten“, erläutert Geschäftsleiter Florian Obersamer. Seit 40 Jahren hat die Firma mit ihren 70 Mitarbeitern Erfahrung in der Verlegung von Strom-, Gas- und Wasserleitungen. „Seit 25 Jahren bauen wir auch Glasfaser-Ferntrassen“, sagt Projektleiter Florian Obersamer.

„Der nächste Trupp wird die Glasfaser in die Leerrohre blasen“, erklärt Volker Ackermann von der Telekom. Blasen? „Die sind so fein, dass sie sozusagen auf einem Luftstrom in den Rohren schwimmen und das kann mehrere Hundert Meter weit sein“, erklärt der Fachmann. In die Gebäude werden Bündel zu zwölf oder 25 Fasern bis zu einem Verteiler gelegt. Von hier gehen dann die Anschlüsse zu den jeweiligen Nutzern.

So dick wie ein Oberarm

Um welche Leistung es dabei geht, wird deutlich, wenn eine wenige Millimeter dicke 100-GB-Leitung etwa 2000 Kupferdrähte ersetzt. „Die haben zusammen die Dicke eines kräftigen männlichen Oberarms“, erläutert Volker Ackermann. Wer jetzt bestellt habe, bekomme den Anschluss kostenlos und auch zügig.

„Später Einzelanschlüsse zu legen, kostet nicht nur Geld, es ist auch mit erheblichem logistischen Aufwand für die Firmen verbunden“, weiß der Telekom-Fachmann. Die seien in der Regel alle gut ausgelastet und würden es dankend ablehnen, wenn es mal heißt, da einen Anschluss oder dort zwei zu verlegen. Selbst 85 Anschlüsse für Leonberg sei eine geringe Anzahl. „Im Jahr 2018 haben wir mit P.O. in Bruchsal und Umgebung 2000 Anschlüsse für 2500 Haushalte gelegt“, macht Ackermann deutlich, um welche Arbeitsvolumen es anderwärts geht.

„Dieses Angebot nicht zu nutzen, wäre unverantwortlich gewesen“, sagt Rolf Wessinger von Wessinger Grund. Der Besitzer der Gewerbeimmobilie Hertichstraße 10 lässt auch andere Häuser der Firma ans Glasfasernetz anbinden. „Das wertet sie nicht nur auf, sondern das ist auch die Zukunftstechnologie“, ist der Geschäftsmann überzeugt.

„Vollgas für Vollglas“

Der Ausbau in Leonberg ist ein Ergebnis der Kooperation der Gigabit Region Stuttgart mit der Telekom. Die hat die Initiative „Vollgas für Vollglas“ laufen, um den Glasfaserausbau in Gewerbegebieten voranzutreiben. Das Augenmerk des regionalen Gigabitprojektes liegt auf dem partnerschaftlichen Ausbau des Glasfasernetzes. Außerdem ist geplant, ein 5G-Netz aufzubauen. Der Vertrag ist in dieser Dimension deutschlandweit einmalig.

Das Ausbaugebiet umfasst derzeit 174 Kommunen mit der Landeshauptstadt Stuttgart und den fünf benachbarten Landkreisen Böblingen, Ludwigsburg, Rems-Murr, Göppingen und Esslingen. In dem Ballungsraum leben rund 2,8 Millionen Menschen. Etwa 140 000 Unternehmen sind hier angesiedelt.