Niemand mag von Berliner Zuständen sprechen. Doch schon wieder sind Autos angezündet worden. Die Polizei ermittelt mit Hochdruck.

Weiheim/Kirchheim - Fahrzeuge brennen nicht mehr nur in der Landeshauptstadt. In der Nacht zum Dienstag haben Unbekannte in den Städten Weilheim und Kirchheim im Kreis Esslingen drei gebrauchte Wohnmobile und ein Auto angezündet. Der Schaden an der völlig ausgebrannten Mercedes A-Klasse liegt bei rund 10.000 Euro.

 

Die Schäden an den Wohnmobilen - zwei davon sind ebenfalls komplett ausgebrannt - beziffert die Polizei mit 50.000, 25.000 und 8.000 Euro. Ein in der Nähe der A-Klasse abgestellter BMW und ein Opel wurden ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Die Schadenssumme beläuft sich insgesamt auf rund 100.000 Euro.

Ein technischer Defekt als Brandursache ist laut Michael Schaal von der Polizeidirektion Esslingen "völlig auszuschließen". Dass es sich bei den Tätern um dieselben handeln könnte, die in den vergangenen Tagen und Wochen in Stuttgart Autos abgefackelt haben, davon gehe die Polizei nicht aus. "Das müssten eher Trittbrettfahrer sein", erklärt Michael Schaal.

Polizei arbeitet auf Hochtouren, um weitere Autobrände zu verhindern

Die drei Wohnmobile standen in einem Industriegebiet auf dem Gelände eines Weilheimer Händlers. Die A-Klasse war 3,5 Kilometer entfernt in einer Straße des Kircheimer Stadtteils Jesingen geparkt. Die A-Klasse brannte um 3.20 Uhr, das Feuer in Weilheim wurde um 3.40 Uhr gemeldet. Aufgrund der geringen Zeitspanne und der Nähe der beiden Tatorte liege es auf der Hand, dass es sich um ein und dieselben Täter handele, so Schaal. An einem der Tatorte seien zwar Jugendliche gesehen worden. Ob die Brandstifter dieser Altersgruppe angehören, sei zum jetzigen Zeitpunkt aber völlig offen.

Dass - wie jetzt in Kirchheim und in Weilheim geschehen - Fahrzeuge angezündet worden sind, hatte es im Kreis Esslingen seit Monaten nicht mehr gegeben. Zuletzt war im vergangenen Jahr in Nürtingen ebenfalls ein Wohnmobil in Brand gesteckt worden. Zunächst hatten die Ermittler eine Gruppe von Jugendlichen im Visier. Die Verdächtigen waren für mehrere kleine Brände verantwortlich gewesen, unter anderem hatten sie gelbe Säcke angezündet. Im Fall des Wohnmobils bestätigte sich der Verdacht allerdings nicht. Die Ermittlungen verliefen schließlich im Sande.

Das soll sich nicht wiederholen: "Wir arbeiten auf Hochtouren, um die Brandstiftungen aufzuklären", sagt ein Sprecher der Polizei in Stuttgart. In der Landeshauptstadt sind bisher neun Autos in Flammen aufgegangen, allein sieben davon in der vergangenen Woche. Von Berliner Zuständen will freilich noch keiner sprechen; eine Serie von Brandanschlägen auf Autos in der Hauptstadt hatte in den vergangenen Wochen bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Doch die Situation im Südwesten verschärft sich.

Nach Angaben des Innenministeriums wurden seit Jahresbeginn 152 Fahrzeuge in Brand gesetzt. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2010 wurden 166 Fahrzeuge angezündet.

Motive der Brandstifter sind nicht bekannt

Welche Täter hinter den Anschlägen stecken oder welche Motive sie antreiben, darüber haben die hiesigen Ermittler noch keine Erkenntnisse. Die Berliner Polizei geht mittlerweile von linksextrem motivierten Taten aus, konnte bisher aber nur einige Trittbrettfahrer festnehmen. "Langeweile, Geltungssucht, Mutproben, alles kommt als Motiv in Betracht", sagt ein Stuttgarter Polizeisprecher. "Wir ermitteln in alle Richtungen", greift sein Esslinger Kollege auf die in Polizeikreisen beliebte Formulierung zurück.

Aufruf: Wer kann helfen, die Anschläge aufzuklären? Die Kriminalpolizei in Nürtingen bittet Zeugen, sich unter der Telefonnummer 07022/9224-0 an die zuständigen Ermittler zu wenden.