Seit Oktober 2018 gehen in der Region Stuttgart serienweise Holzstapel in Flammen auf. Eine Ermittlungsgruppe ist dabei, die Schlinge um den Täterkreis enger zu ziehen.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Wird der Brandstifter immer dreister und dringt nun Richtung Süden vor? Oder sind nun auch Trittbrettfahrer am Werk? Die unheimliche Serie, bei der im Rems-Murr-Kreis, im Kreis Esslingen und in Stuttgart scheinbar nach Belieben Holzstapel in Brand gesetzt werden, hält Feuerwehr und Polizei zunehmend in Atem. Der jüngste Fall im Siebenmühlental bei Leinfelden-Echterdingen in der Nacht zum Dienstag ist der südlichste von nun schon mehr mehr als 30 Fälle seit Herbst.

 

„Das Problem ist, dass das Feuer in der Regel erst spät entdeckt wird und weit abgelegen liegt“, sagt Polizeisprecher Rudolf Biehlmaier, „der Täter kann da schon sehr weit weg sein.“ Weil sich allein 20 Fälle, die der Serie zugerechnet werden, im Rems-Murr-Kreis abgespielt haben, hat das zuständige Polizeipräsidium Aalen eine fünfköpfige Ermittlungsgruppe Holzstapel gegründet, die alle Erkenntnisse sammeln soll.

Ungewöhnlich weit im Süden

Dabei stehen die Ermittler in engem Kontakt mit ihren Kripokollegen beim Polizeipräsidium Reutlingen, das mittlerweile neun Fälle im Kreis Esslingen zählt. Zuletzt brannte es am Montag gegen 22 Uhr im Gewann Reute in Ostfildern zwischen den Stadtteilen Parksiedlung und Nellingen, wo ein zehn Meter langer Stapel in Flammen aufging. Dann brannte ein Stapel samt Holzunterstand neben der L 1208 zwischen Echterdingen und der Seebrückenmühle. Schaden: mehrere Tausend Euro.

Und das, obwohl das gelagerte Holz durch Schnee und Regen derzeit durchgängig nass ist. Ganz offensichtlich hat der Täter stets reichlich Brandbeschleuniger dabei – und er scheint, sollte er keine Komplizen oder Nachahmer haben, überaus mobil zu sein. „Vorher spielte sich alles zumeist nördlich der Bundesstraße 10 ab“, sagt der für den Kreis Esslingen zuständige Polizeisprecher Michael Schaal. Der Auftritt im Siebenmühlental sei da eher ungewöhnlich weit im Süden.

Taten wie diese gab es schon weit früher

Doch womöglich hat der Täter seine kriminelle Leidenschaft fürs Zündeln nicht erst seit dem 24. Oktober 2018 entdeckt. Der Brand in Kernen-Rommelshausen (Rems-Murr-Kreis) gilt bisher als Auftakt der Brandserie, die zunächst bevorzugt im Remstal aufloderte. Der Brand im Siebenmühlental wäre womöglich plausibler, wenn man noch weiter in die Vergangenheit blickt: Nach Informationen unserer Zeitung brannte auch schon Anfang Juni 2018 im Waldgebiet Hauwald bei Leinfelden-Musberg ein Holzstapel auf 30 Quadratmetern. „Ein Zusammenhang lässt sich nicht ausschließen“, sagt Polizeisprecher Schaal.

Weitere Altfälle gibt es auch im Rems-Murr-Kreis. Zum Beispiel Anfang August 2018 zwischen Urbach und Ilgenhof, wo zehn Festmeter Brennholz komplett zerstört wurden. Urbach war dann im November wieder Tatort.

In Stuttgart bisher vier Fälle

Altfälle auch in Stuttgart: Dort ging schon im April 2017 am Ortsrand von Vaihingen gelagertes Brennholz in Flammen auf. Für die Stuttgarter Kripo tickt die Uhr offiziell aber erst seit dem 8. November, wo der Täter zwei Holzstapel am Rand von Uhlbach in Flammen aufgehen ließ. „Auf Stuttgarter Gemarkung sind vier Fälle registriert“, sagt Polizeisprecher Jens Lauer. Uhlbach, Wangen, Hofen, Rohracker. Man stehe mit den anderen Polizeipräsidien im Austausch.

Freilich: Die Ermittlungsgruppe Holzstapel hat im Rems-Murr-Kreis seit Oktober Fälle genug. „Wir konzentrieren uns zunächst auf jene Vorgänge, bei denen es Ermittlungsansätze gibt“, sagt Polizeisprecher Biehlmaier. Die Altfälle spielen dabei noch keine Rolle. „Natürlich werden die aber dann überprüft, wenn es einen konkreten Tatverdacht gibt“, sagt Biehlmaier. „Die Aktendeckel sind da noch nicht zu.“