Drei Autos werben auf großer Fahrt für die moderne Technologie der Brennstoffzelle und den Ausbau des notwendigen Tankstellennetzes.

Stuttgart - Wer eine weite Reise wagt, der muss bei Zeiten aufbrechen. So formierte sich am Sonntag noch vor Sonnenaufgang auf dem Hof der Daimler-Außenstelle in Möhringen eine automobile Karawane, um zur ersten Langstreckenfahrt von mit Brennstoffzellen angetriebenen Elektrofahrzeugen rund um die Welt zu starten. Der Automobilkonzern, der gerade den 125. Geburtstag des Automobils feiert, will mit dem sogenannten World Drive beweisen, dass die umweltschonende Technologie leistungsfähig ist, und er wirbt für den Ausbau des notwendigen Tankstellennetzes. Die Tour führt die drei giftgrünen "B-Klasse F-Cell" über vier Erdteile und 14 Länder und endet nach 125 Tagen Anfang Juni wieder in Stuttgart.

Die Fahrer sehen der Reise entspannt entgegen. Die größte Herausforderung seien die langen Etappen, sagt Arwed Niestroj, der Projektleiter des World Drive. Er wird bei den ersten Etappen selbst hinter dem Steuer sitzen. Die Routenabschnitte, die Übernachtungen, Flugtransfers und Zollformalitäten, alles sei durchgeplant. "Wir wollen beweisen, dass die Fahrzeuge überall einsatzfähig sind", so Niestroj. Ob in der Stadt, auf der Autobahn oder auf den Pisten in der kasachischen Steppe - er macht sich keine Sorgen, denn die Autos seien technisch zuverlässig und vielfach getestet. Bei einer Panne hilft das Technikerteam, das im Konvoi zur Unterstützung mitfährt. Der CO2-Ausstoß der F-Cell Autos liege bei Null, aus dem Auspuff ströme nur Wasserdampf. Die bordeigene Brennstoffzelle erzeuge den Fahrstrom, der aus einer chemischen Reaktion von Wasserstoff und Sauerstoff entsteht.

Allerdings gibt es nach wie vor zu wenige Wasserstofftankstellen, so Christian Mohrdieck, der bei Daimler die Entwicklung der Brennstoffzellen leitet. In Stuttgart stehen zwei öffentliche Wasserstofftankstellen, weitere sollen folgen. "Die Technik ist vorhanden, was uns fehlt, ist ein Netz aus Tankstellen." Während des World Drive sorgt der weltweit vertretene Kooperationspartner Linde für ausreichend Nachschub. Zudem gibt es im Tross eine fahrbare Tankstelle.

Zur Zeit verfügt Daimler über 200 Brennstoffzellenautos


Prinzipiell ließe sich die umweltschonende B-Klasse wie jedes andere Auto fahren, sagt Mohrdieck. Zur Zeit verfügt Daimler über 200 solcher Fahrzeuge, die bisher jedoch nur verleast werden. Die Autos haben eine Reichweite von rund 400 Kilometern und können binnen drei Minuten aufgetankt werden. Brennstoffzellen können auch in Stadtbussen eingesetzt werden, sagt Mohrdieck.

In den kommenden Jahrzehnten werde es mehrere Technologien parallel zueinander geben, der Verbrennungsmotor werde noch lange die vorherrschende Technologie bleiben. "Doch wenn man nicht anfängt, passiert gar nichts." Fast genau 125Jahre nachdem das erste Auto als Patent angemeldet wurde, erinnert der World Drive auch an die historische Fahrt von Bertha Benz im August 1888. Übrigens hatte auch Bertha Benz auf ihrer geschichtsträchtigen "Fernfahrt" von Mannheim nach Pforzheim ein Tankstellenproblem. Bei Heidelberg, wo man das bis heute gerne vermerkt, musste sie in einer Apotheke neuen Treibstoff erwerben.

Bei Daimlers World Drive ist das internationale Medieninteresse wohl größer als das zu erwartende Abenteuer. Etwa 150Journalisten werden die Fahrt wechselnd begleiten und darüber berichten. Die erste Etappe führte am Sonntag nach Reims, am Montag geht es nach Paris, von dort aus über Barcelona nach Lissabon, wo die Flotte mit dem Flugzeug nach Miami geflogen wird. Die Route geht dann quer durch die USA, Australien und China. Über Kasachstan, Russland und Nordeuropa rollt die Karawane zurück nach Möhringen.