Die Schweizer stimmen demnächst drüber ab, in Finnland soll es einen Modellversuch geben – nun soll das bedingungslose Grundeinkommen auch spielerisch erfahrbar werden: Alina Herr und Alexander Komar haben „Das Gesellschafts-Spiel“ entwickelt.
Weilimdorf - Die Schweizer stimmen dieses Jahr über ein bedingungsloses Grundeinkommen ab, in Finnland ist ein entsprechendes Pilotprojekt geplant und im Internet gibt es eine Lotterie, bei der Grundeinkommen für 12 Monate verlost werden. Die Grundidee dahinter ist immer dieselbe: den Menschen unabhängig von ihrer wirtschaftlichen Lage und ohne Gegenleistung regelmäßig Geld auszuzahlen. Auf dieser Idee basiert auch „Das Gesellschafts-Spiel“, das Alina Herr und Alexander Komar entwickelt haben.
Den beiden geht es gar nicht darum, die Leute vom Konzept des Grundeinkommens zu überzeugen, sondern darum, zu zeigen, dass es Alternativen zum jetzigen System gibt, erklärt Herr: „Wir wollen die Leute dazu anregen, sich Gedanken darüber zu machen, was sie tun würden, wenn sie mehr Zeit zur Verfügung hätten.“ Die 24-Jährige stammt aus Filderstadt-Bernhausen und hat am Eduard-Spranger-Gymnasium Abitur gemacht. Komar ist 30 Jahre alt und hat früher in Giebel gewohnt. Die Pädagogen leben mittlerweile in Saarbrücken. Kennengelernt haben sie sich während ihres Studiums in Tübingen. Dort haben sie sich auch erstmals mit dem bedingungslosen Grundeinkommen (BGE) beschäftigt. „Auf die Idee, daraus ein Brettspiel zu machen, sind wir aber erst Anfang 2015 gekommen“, sagt Komar.
Bei dem Spiel geht es überhaupt nicht um Geld
Derzeit könnten viele Menschen mit dem Modell des BGE noch nichts anfangen, es gebe viele Missverständnisse, sagt Komar: „Viele Leute denken, dass mit dem Grundeinkommen die Arbeit abgeschafft werden soll.“ Dabei hebe das Konzept vielmehr darauf ab, die Menschen von Sorgen und Nöten zu befreien und so ein stärkeres ehrenamtliches und soziales Engagement zu ermöglichen. So geht es beim Gesellschafts-Spiel auch überhaupt nicht um Geld – obwohl das Spielbrett vom Aufbau her an Monopoly erinnert. „Die Regeln sind ganz anders. Es geht darum, wie man seine Zeit einsetzen möchte“, erklärt Komar. Drei bis sechs Spieler müssen versuchen, staatliche Belange mit dem gesellschaftlichen, dem wirtschaftlichen und dem kulturellen Bereich in Einklang zu bringen. Im Vordergrund stehe dabei ein gemeinsames Ziel, das zu Beginn des Spiels ausgewürfelt wird. „Am Schluss gewinnt die Gesamtgesellschaft“, sagt Alina Herr.
Entwickelt haben die beiden das Spiel weitestgehend allein. In den vergangenen Wochen waren sie mit einem Prototypen unterwegs und haben das Spiel in verschiedenen Runden probegespielt, unter anderem mit einer professionellen Spieleentwicklerin. Auch von verschiedenen Aktivisten für ein BGE haben sie sich Rückmeldungen eingeholt. Alina Herr war Anfang des Jahres bei einem Workshop in der Schweiz und auch zu Götz Werner, Gründer der Drogeriekette dm und BGE-Fürsprecher, hatten die beiden schon Kontakt. „Jetzt feilen wir noch an Kleinigkeiten“, sagt Komar. Derweil ist ihre Crowdfunding-Kampagne gestartet, mit der sie im Internet Kapital sammeln wollen, um das Gesellschafts-Spiel herstellen zu können. Bis zum 13. März wollen sie so mindestens 12 500 Euro zusammenbekommen. „Das würde für das Design, das Lektorat und die Produktion reichen“, sagt Komar. Dabei geht es nicht nur um Spenden: Je nach Höhe der Investition gibt es als Gegenleistung ein Exemplar des Brettspiels, eine Einladung zur Release-Party oder die Nennung als Sponsor auf der Spielschachtel.
Nicht nur an der Finanzierung, sondern auch am Feinschliff des Spiels kann man sich noch beteiligen. Voraussichtlich Ende Februar werden die beiden in der Region Stuttgart ein paar Proberunden spielen. „Wir wollen die Leute in die Entwicklung des Spiels einbinden“, sagt Herr. Wenn die genauen Termine feststehen, sollen sie im Internet bekannt gegeben werden.