Wenn ein ECE-Center in der Region seine Größe um ein Drittel auf 42 000 Quadratmeter Verkaufsfläche aufpumpt, kann das den lokalen Einzelhändlern nicht egal sein. Die Sprecher der innerstädtischen Handelszentren zwischen Leonberg und Weil der Stadt wollen nach der Breuninger-Entscheidung mehr kooperieren.

Leonberg – Wenn ein ECE-Center in der Region seine Größe um ein Drittel auf 42 000 Quadratmeter Verkaufsfläche aufpumpt, kann das den lokalen Einzelhändlern nicht egal sein. Die Sprecher der innerstädtischen Handelszentren zwischen Leonberg und Weil der Stadt wollen nach der Breuninger-Entscheidung mehr kooperieren und den Kunden eine Alternative zur Fahrt auf den Großparkplatz nach Sindelfingen bieten.

 

Gerade im heimischen Leo-Center – welches ebenso wie das Breuningerland vom Hamburger Branchenriesen ECE vermarktet wird – werden die Sindelfinger Pläne aufmerksam verfolgt, sagt der Manager des Leo-Centers, Christian Andresen. Allerdings geht er davon aus, dass die Expansion in Leonbergs Nachbarstadt keine direkten Folgen für ihn haben werde. Denn das Leo-Center verfolge ein grundsätzlich anderes Konzept und setze verstärkt auf die Nahversorgung für die Stadt. Was zuletzt auch mit der Neubesetzung der Handelsflächen dokumentiert wurde. Edeka und eine Erweiterung des DM-Drogeriemarktes locken viel mehr Einkäufer für den täglichen Bedarf ins Center, inmitten der City. Andresen: „Wir müssen den Brückenschlag in die Innenstadt ausbauen, das ist der Unterschied zu einem Solitärstandort wie in Sindelfingen.“

Was das konkret heißt? „Wir müssen gemeinsam den Standort Leonberg stärken“, wünscht sich Andresen mehr kooperative Initiativen mit den Einzelhändlern in der Stadt. „Nicht allein Größe zählt, sondern auch Originalität.“ Schon jetzt sind beispielsweise die verkaufsoffenen Sonntage vor allem zum Pferdemarkt aber auch im September der Renner. Weil auch Möbel Hofmeister überregional wirbt, strömen geschätzte 60 000 Besucher zu den sonntäglichen Verkaufsevents. Andresen: „Bei denen brummen von Eltingen bis hin in die Altstadtgassen.“

Marktplatz und Römerstraße sollen zusammen halten

Apropos Altstadt: Wie sieht man die Breuninger-Entscheidung dort? „Seit Jahren ist uns bekannt, wie stark die Center in Ludwigsburg und Sindelfingen neben Stuttgart Kunden aus den Innenstädten der Region abziehen“, sagt Joachim Heller, der Vorsitzende der Werbegemeinschaft Faszination Altstadt. „Sicher wird das Bestreben, das Breuningerland um nahezu 10 000 Quadratmeter zu erweitern, Einfluss auf unser Einzugsgebiet haben.“

Um Leonberg attraktiv zu halten, fordert Heller eine intelligente Verbindung der Altstadt und der neuen Stadtmitte. „Große Chancen sehe ich im Baugebiet zwischen Leo-Center und Marktplatz“, sagt er. „Um diese Verbindung interessant zu gestalten, müssen dort Handel, Gastronomie und Dienstleistung angesiedelt werden. Allein Wohnungen sind sicherlich nicht der Weisheit letzter Schluss.“

Auch im restlichen Altkreis hat der Sindelfinger Entscheid Auswirkungen. Jürgen Schirott, der Vorsitzende des Gewerbevereins Weil der Stadt etwa betont, das Kaufverhalten in halb Baden-Württemberg werde sich damit ändern. „Die Kunden werden sogar aus Ulm oder Pforzheim nach Sindelfingen fahren“, schätzt Schirott, der selbst ein Bekleidungshaus leitet. Er könne zwar verstehen, dass man vergrößern wolle, sieht aber einen möglichen „Verdrängungswettbewerb“ nahen.

Auch Weil der Stadt und Renningen bangen

Für die Weiler Händler befürchtet er aber keine unmittelbare Gefahr. „Wir sind so nah an Sindelfingen, dass wir uns schon immer mit Breuninger auseinander setzen mussten“, analysiert Schirott. Vielleicht gebe es auch positive Impulse für kleine Geschäfte. „Manchen Kunden wird der Komplex in Sindelfingen zu groß sein, sie wollen nicht bis zu 80 Meter laufen.“

Ähnlich denkt man in Renningen. „Solche Zentren sind für die kleineren Händler natürlich nicht förderlich“, formuliert es Birgit Gaubisch. Sie ist Ausschussmitglied im Gewerbe- und Handelsverein Renningen und betreibt ein Modegeschäft. Dass auch Renninger im Sindelfinger Center einkauften, sei zwar verständlich. „Aber es gilt die Regel: je größer sie sind, desto attraktiver werden die Einkaufszentren für die Kunden.“ Das sei selbstredend schlecht für die Händler aus der Umgebung. Gaubisch: „Deshalb sehe ich dieses Erweiterungsvorhaben im Breuningerland durchaus als eine Bedrohung.“