Die EU bietet Großbritannien eine längere Übergangszeit beim Brexit. Das ist gut so, kommentiert Christian Gottschalk – auch wenn es zunächst wie eine falsche Belohnung ausschaut.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Stuttgart - Man kann es ja so sehen: da haben sich die Briten für den Brexit entschieden, verhandeln dann mit Brüssel überaus halsstarrig, ganz nach dem Motto, das Gute zu behalten und das Schlechte abzustoßen. Und jetzt, wo es sichtlich nicht so recht voran geht, da werden diese querköpfigen Insulaner auch noch damit belohnt, dass man ihnen eine Schonfrist gewährt. Man kann das als ungerecht empfinden und sagen, geht doch ins Verderben, ihr habt es ja nicht anders gewollt. Diese Sichtweise wäre aber falsch.

 

Minusgeschäft für beide Seiten

Der Austritt Großbritanniens aus der EU wird unter dem Strich für beide Seiten zu einem Minusgeschäft werden. Wer Augen hat zu sehen, dem ist das schon heute klar. Die anderen werden es merken, wenn der Schritt irgend wann einmal vollzogen worden ist. Bei einem geordneten Austritt geht es lediglich darum, das ganz große Chaos zu verhindern – nicht nur für und innerhalb Großbritanniens, sondern für die ganze Union.

Deutsche Maschinenbauer haben daran ebenso ein Interesse wie holländische Blumenhändler. Wenn nun ein wenig mehr Zeit gewährt wird, damit die Vernunft wenigstens in Teilbereichen siegt, dann ist das nichts, was zu kritisieren wäre. Und ganz im Hinterkopf mag bei dem einen oder anderen noch der Gedanke anklingen, dass sich die Briten mit zunehmender Zeit noch einmal völlig neu aufstellen könnten. Völlig ausgeschlossen ist das nicht.