Champagner bis zur Ekstase und Hype um britischen Mozzarella: Während noch um den Brexit gerungen wird, bereiten sich einige Firmen mit ihrem ganz eigenen Humor darauf vor.

Berlin - Harter oder geregelter Brexit? April oder Mai? Während vor und hinter den Kulissen erregt um die Ausgestaltung des EU-Austritts von Großbritannien gerungen wird, haben viele Firmen eigene Strategien für das große Fragezeichen Brexit entwickelt. Sie zeugen von Pragmatismus und Humor.

 

Essen und Trinken

Beim Alkohol hört der Spaß auf. Das dachten sich auch Frankreichs Champagnerhersteller, die vorbereitet sein wollen, wenn nach dem Austritt bei den Brexit-Fans die Korken knallen. Sie haben vorausschauend mehr als zehn Millionen Flaschen des edlen Schaumweins auf britischem Boden gehortet. Schon bald könnten es 15 Millionen Champagnerflaschen sein. Damit wappnen sie sich gegen den Worst Case: neue Einfuhrzölle und Monsterstaus für Lieferanten an den Grenzen.

Einen Plan „für harte Zeiten“ schmiedete auch das britische Weinhandelshaus Majestic Wine. Es erklärte im Herbst, die verbleibende Zeit bis zum Brexit zu nutzen, um aus der EU Wein im Wert von bis zu neun Millionen Euro zu importieren und einzulagern. Auch Unternehmen wie Premier Foods und die Cateringfirma Compass kündigten Hamsterkäufe an.

Der „irische Champagner“, das heißgeliebte Guinness, könnte wegen des Brexit teurer werden - dafür sensibilisierte die irische Brauerei bereits im Herbst ihre Fans. Einen Siegeszug erlebt derzeit Mozzarella „made in Britain“. Deren Hersteller profitieren von der Unsicherheit beim Brexit, denn viele Abnehmer schwenken auf heimische Produkte um. Die Wasserbüffel genießen die grünen Wiesen der Insel voller Kräuter und Klee - und der britische Gaumen entwöhnt sich allmählich vom italienischen Original.

Prall gefüllte Lagerhallen

Weil Firmen mögliche Lieferschwierigkeiten abwenden und ihre gehorteten Waren bunkern wollen, steigt die Nachfrage nach Lagerraum. Der britische Verband der Lagerunternehmen rechnet in jedem Fall mit einer Unterbrechung der Lieferkette. Das sei „eine gute Nachricht für die Branche“, weil dafür mehr Lagerhallen benötigt werden. Sie sind zum Teil fast vollständig ausgelastet - normalerweise nur zwischen 85 und 90 Prozent.

Niederlande sind die Gewinner

Immer wieder tauchen die Niederlande beim Thema Brexit auf. Dort hat der Brexit sogar ein „Gesicht“: Außenminister Stef Blok stellt ihn sich als großes blaues haariges Monster vor, das auf seinem Schreibtisch liegt und ihn an der Arbeit hindert. Mit dem Tweet verknüpfte die Regierung in Den Haag Mitte Februar ihre Aufforderung an Firmen, sich Gedanken über einen harten Brexit zu machen. Die Niederlande sind wohl in jedem Fall eine Gewinnerin der EU ohne das Vereinigte Königreich.

Das Land ist einer der Hauptumschlagplätze für den Warenverkehr mit Großbritannien, Drehscheibe ist Europas größter Hafen Rotterdam. Schon über 40 Firmen aus Großbritannien konnte Den Haag abwerben. Sony verlegt seinen Europasitz von London nach Amsterdam und auch die Europäische Arzneimittelbehörde zieht von dort nach Amsterdam um.

Brexit auf Textilien

Schon länger bemerkbar macht sich der Brexit in der Flaggenproduktion. Die Nachfrage nach EU-Fahnen brach drastisch ein, die Bestellungen der britischen Landesflagge nahmen hingegen seit dem Sommer um 75 Prozent zu. Die Modebranche ist beinahe geschlossen gegen den Brexit - 96 Prozent der Unternehmensführer stimmten damals beim Referendum dagegen. Die für ihr politisches Engagement bekannte Modeschöpferin Katharine Hamnett ließ kürzlich unmissverständliche Slogans auf ihre Shirts drucken: „Mode hasst Brexit“ oder „Sagt den Brexit ab“.