Papst Benedikt XVI. hat in einem kurzen Brief an die Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“ über seinen Gesundheitszustand berichtet. Seine physischen Kräfte würden schwinden, er bereite sich auf das Leben nach dem Tod vor.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Rom - Der emeritierte Papst Benedikt XVI. bereitet sich nach seinen eigenen Worten auf den Tod vor. „Während meine physischen Kräfte langsam schwinden, pilgere ich innerlich nach Hause“, schreibt der 90-Jährige in einem offenen Brief an die italienische Tageszeitung „Corriere della Sera“. Er sei berührt, dass viele Leser der Zeitung sich an ihn gewandt hätten und wissen wollten, „wie ich diese letzte Phase meines Lebens verbringe“.

 

Benedikt XVI. stand von 2005 bis 2013 an der Spitze der katholischen Kirche. „Langsam schwinden die physischen Kräfte, innerlich bin ich auf der Wallfahrt nach Hause“, heißt es in dem Brief weiter, der an den leitenden Redakteur Massimo Franco adressiert ist.

Letztes Stück eines mühevollen Weges

Es ist für mich eine große Gnade, auf diesem letzten Stück meines mitunter etwas mühevollen Wegs von einer Liebe und Güte umgeben zu sein, die ich mir nicht hätte vorstellen können “, schreibt Joseph Ratzinger in dem am Mittwoch veröffentlichten Brief.

Benedikt dankte den Lesern für das Interesse. Unterschrieben ist der maschinengeschriebene Brief handschriftlich.

„Geistig vollkommen klar“

Öffentliche Auftritte des emeritierten Papstes sind selten, er wird am 16. April 91 Jahre alt. Am 28. Februar vor fünf Jahren war Benedikt XVI. als erster Papst seit mehr als 700 Jahren freiwillig abgetreten. Papst Franziskus hatte am 13. März 2013 sein Amt übernommen. Benedikt lebt seit seinem Rücktritt zurückgezogen im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan.

Ein hoher Gestlicher im Vatikan erklärte im vergangenen Jahr, Benedikt XVI. können seine Hände nicht mehr kontrollieren, könne kein Klavier mehr spielen und seine Sehfähigkeit sei stark eingeschränkt. Er sei aber „geistig vollkommen klar“ und erinnere sich „an alles“.

Der Brief im Wortlaut

„Vatikanstadt, 5. Februar 2018

Herrn Dr. Massimo Franco Via Campania, 59/c 00187 Rom

Lieber Dr. Franco,

ich bin bewegt, dass so viele Leser Ihrer Zeitung wissen möchten, wie ich diese letzte Phase meines Lebens verbringe. Dazu kann ich nur sagen, dass ich – während die physischen Kräfte langsam schwinden – innerlich auf der Wallfahrt nach Hause bin. Es ist für mich eine große Gnade, auf diesem letzten Stück meines mitunter etwas mühevollen Wegs von einer Liebe und Güte umgeben zu sein, die ich mir nicht hätte vorstellen können. In diesem Sinn betrachte ich auch die Frage Ihrer Leser als ein Stück Wegbegleitung. Dafür kann ich mich nur bedanken; meinerseits versichere ich Sie alle meines Gebets.

Herzliche Grüße“