Wer kein Auto hat und nicht gut zu Fuß ist, für den ist das eine schlechte Nachricht. Die letzte Postfiliale im Ortskern von Leinfelden schließt. Ein Nachfolger ist nicht in Sicht, die Post verweist auf Alternativen. Doch die sind weiter weg.

Leinfelden - Ein DHL-Fahrer parkt am Samstag sein Fahrzeug an der Echterdinger Straße, um in dem Haus mit der Nummer 32 ein Päckchen abzugeben. Wenige Minuten später läuft der Mann zurück zu seinem Wagen. Das Päckchen hat er noch in der Hand, denn die Postfiliale existiert nicht mehr. Im Schaufenster hängt ein Zettel mit der Aufschrift: „Sehr geehrte Kundschaft, ab 2. September ist geschlossen wegen Geschäftsaufgabe.“

 

Der Leinfelder Ortskern hat keine Postfiliale mehr. „Das ist echt zu bedauern“, sagt Angelika Goldak, die Wirtschaftsförderin der Stadt. Schließlich handele es sich hierbei um Dienstleistungen, die „wir alle täglich brauchen“. Wer mobil ist, kann sein Päckchen in Unteraichen am Meisenweg abgeben. Wer nur Briefmarken braucht, kann diese in einem Schreibwarengeschäft an der Stuttgarter Straße holen. Für ältere Menschen aber, die kein Auto besitzen, nicht mehr auf ein Rad steigen können und schlecht zu Fuß sind, gestaltet sich das Ganze dann schon schwieriger.

Mit 79 Jahren in den Ruhestand

Helmut König hat seinen Ruhestand angetreten. 16 Jahre lang hat der Geschäftsmann Briefe und Päckchen an der Echterdinger Straße 32 angenommen. Den Laden hatte er aber viel länger – nämlich vier Jahrzehnte – betrieben. Zunächst hat er dort Spielwaren, beispielsweise Eisenbahnen von Märklin, angeboten, später kam das mit der Post. „Mehr zum Spaß“, wie er sagt. Für dieses Vergnügen ist er täglich eine dreiviertel Stunde von seinem Wohnort nach Leinfelden gependelt. Nun aber hat er einen Schlussstrich gezogen. „Ich bin 79 Jahre alt. Da darf man mal ans Aufhören denken, oder?“, sagt er.

Wie es mit dem Laden weitergeht, ist offen. Fest steht: Eine Postfiliale wird es an dieser Stelle nicht mehr geben. Die Deutsche Post hat festgestellt, dass „Nachfrage und Kundenfrequenz in dieser Filiale für einen wirtschaftlich tragfähigen Kundenservice nicht mehr ausreichen“, informiert ein Sprecher. Und: „Wir haben in der Umgebung nach einem neuen Standort gesucht, verschiedene Einzelhändler angesprochen, konnten aber keinen geeigneten neuen Partner finden.“

Die Deutsche Post muss in Ortsteilen mit mehr als 2000 Einwohnern eine Poststelle betreiben und gewährleisten, dass eine Filiale für jeden in einer Entfernung von maximal 2000 Metern erreichbar ist. „Diese Vorgaben sind auch nach der Schließung der Filiale an der Echterdinger Straße erfüllt“, erklärt der Sprecher.