Bei einer Briefmarkenausstellung in Remseck an diesem Wochenende gibt es gleich zwei Exemplare der wertvollsten modernen Briefmarke der Welt zu bestaunen.

Remseck - Da können Sie lange laufen, bis Sie so etwas wieder einmal sehen“, sagt Dieter Schaile, der Vorsitzende des Briefmarkenvereins Remseck. An diesem Wochenende findet in der Bürgerhalle im Stadtteil Hochberg eine Briefmarkenausstellung statt, die unter Kennern ihresgleichen sucht. Eine kleine Sensation und Weltpremiere für den Landkreis ist die Präsentation von gleich zwei Exemplaren der verbotenen Audrey-Hepburn-Briefmarke, der weltweit teuersten Briefmarke der modernen Philatelie. Eine „Aura wie die Blaue Mauritius“ attestiert ihr Christoph Gärtner, der Leiter des Auktionshauses Gärtner in Bietigheim-Bissingen. Durch sein Engagement können die beiden Marken in Remseck ausgestellt werden. Eine davon ist eine unverkäufliche Leihgabe, die andere wird am 22. Juni im Auktionshaus versteigert werden. Startgebot: 100 000 Euro.

 

Die Marke ist deswegen so begehrt, weil sie nie in Umlauf kam: die Söhne der Schauspielerin legten Widerspruch gegen das Motiv aus „Frühstück bei Tiffany“ ein, weil sie nicht wollten, dass ihre Mutter unfreiwillig Werbung fürs Rauchen mache. Die Druckerei musste alle Exemplare – 14 Millionen Stück – vernichten. Dennoch blieben einige Testbögen erhalten.

Knapp 350 Quadratmeter Briefmarken

In Remseck soll die Hepburn nun als Publikumsmagnet auch Gäste anziehen, die sonst mit Briefmarken wenig am Hut haben, wie Dieter Schaile erklärt. Er rechnet für das Wochenende mit etwa 1500 Gästen. Als Aussteller sind 67 Personen angemeldet, die Briefmarken in knapp 350 Rahmen präsentieren. Sprich: 350 Quadratmeter voller Marken. Da es sich bei der „Südwest Remseck“ um eine so genannte Rang-2-Ausstellung handelt, also quasi der zweiten Liga der Briefmarkenwettbewerbe, können sich Aussteller dort für die deutschen Meisterschaften im kommenden Jahr in Fellbach qualifizieren.

Doch die Hepburn-Briefmarke ist nicht das einzige Kleinod, das gut geschützt und verschlossen in einer gläsernen Hochvitrine zu sehen sein wird. Ebenso ausgestellt wird ein 6er-Block der 70 Kreuzer-Marke Württembergs, eine der populärsten altdeutschen Briefmarken aus dem Jahr 1872. Damals hatte eine Marke etwa den Wert eines Tageslohns eines Facharbeiters. Daher sind ganz gebliebene Bögen auch so selten. Man schätzt, dass von der ersten Auflage noch drei bis fünf Stück erhalten sind. Auch der 70-Kreuzer-Bogen wird im Juni versteigert. Startgebot: 35 000 Euro.

Rechtschreibfehler zu Weihnachten

Ebenso mit von der Partie ist die „österreichische Audrey Hepburn“, eine Marke, die wie ihr berühmteres deutsches Pendant zur Ausgabe vorgesehen war, dann aber wieder zurückgezogen werden musste. Die „62 Cent Ausseer Tracht“ von 2012 kann im Juni auch erworben werden. Der Ausrufpreis beträgt 20 000 Euro.

Zu guter Letzt wird an diesem Wochenende noch Deutschlands neueste Rarität zu sehen sein: die „Weihnachtskugel 2016“, eine Briefmarke, die es nie in den Umlauf geschafft hat, weil drei Rechtschreibfehler auf der Marke waren. Veröffentlicht wurde dann eine korrigierte Version. Dennoch tauchten im Frühjahr 2017 Marken der fehlerhaften Version in der Briefpost auf, obwohl diese niemals gültige Briefmarken gewesen waren. Im Fachjargon nennt sich das dann „unverausgabt“. Bislang sind acht Stück dieser Marken aufgetaucht, ihr Wert wird von der Nachfrage und der Anzahl der weiter auftauchenden Marken abhängen. „Es ist aber zu erwarten, dass sie erschwinglicher sein wird als die Audrey Hepburn“, sagt Detlev Moratz vom Landesverband Südwestdeutscher Briefmarkensammler-Vereine.