Vier Briefmarken bescheren der spanischen Post aktuell viel Kritik: Auf ihnen werden verschiedene Hautfarben abgebildet. Was ein Zeichen gegen Rassismus sein sollte, stößt vielen sauer auf – denn die dunkelste Marke hat den niedrigsten Wert.

Volontäre: Annika Mayer (may)

Madrid - Die spanische Post führte vergangene Woche eine besondere Briefmarkenserie ein: Die vier Marken des Sets bilden vier verschiedene Hautfarben von hell bis dunkel ab. Damit wollte das Postamt eigentlich anlässlich des Europäischen Monats der Vielfalt und des Jahrestags der Ermordung des Afroamerikaners George Floyd ein Zeichen gegen Rassismus setzen. Für die sogenannten „Equality Stamps“ erntet die spanische Post aktuell allerdings viel Kritik: denn je dunkler die Marke, desto geringer ihr Wert.

 

Das steckt hinter den umstrittenen Briefmarken

Wie der Stern berichtet, wollte das spanische Postamt mit der Aktion mehr Bewusstsein für Vielfalt und Gleichberechtigung schaffen. Durch die verschiedenen Preise der Briefmarken werde jeder Brief „zu einem Spiegelbild der durch Rassismus geschaffenen Ungleichheit“, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens. Während die hellste Briefmarke einen Wert von 1,60 Euro hat, liegt die dunkelste bei nur 70 Cent. Der unterschiedliche Wert der Briefmarken würde die ungerechte und schmerzvolle Realität darstellen, die es nicht geben dürfe, begründet die spanische Post die verschiedenen Preise auch auf Twitter.

Viele Menschen betrachten die Aktion des Postamts allerdings eher kritisch. In der spanischen Tageszeitung „El Periódico“ wurden die Marken laut dem Stern als „versehentlich rassistisch“ bezeichnet. Auch der spanische Autor Moha Gerehou äußerte sich auf Twitter zu den Briefmarken. Grundsätzlich verstehe er die gut gemeinte Absicht der Kampagne. Allerdings sei die Aussage der Aktion ein Desaster und rassistisch. „Es ist ein großer Widerspruch: Eine Kampagne, die Briefmarken einführt mit unterschiedlichem Wert je nach Hautfarbe, um zu zeigen, dass alle Leben gleich viel wert sind.“

Was einige Menschen in Spanien außerdem an den Briefmarken kritisieren, erfahren Sie in diesem Video:

Eine Organisation gegen Rassismus verteidigt die Marken

Die spanische Post äußerte sich bisher nicht weiter zu der Kritik an den „Equality Stamps“. Die Organisation SOS Racismo, die zusammen mit dem Postamt die Kampagne entwickelte, verteidigte jedoch laut der New York Times die Briefmarken. Sie seien ein „sehr visueller Weg, um den Rassismus anzuprangern, unter dem Tausende in Spanien leiden.“ Außerdem mache die Aktion auch auf größere Probleme aufmerksam, wie die Zunahme von Fremdenfeindlichkeit in Europa.