Für die Feuerbacher Philatelisten haben ihre gesammelten Schätze in erster Linie einen ideellen Wert. Sie treffen sich jeden zweiten Donnerstag im Monat Bürgerhaus.

Feuerbach - Briefmarken auf Umschläge zu kleben, war früher eine Sache, die – um es mal schwäbisch zu sagen – ein G’schmäckle hatte. Anstatt die gummierte Rückseite abzulecken, griff mancher lieber zum orangebraunen Schwamm als Hilfsmittel, weil er sonst noch Minuten später diesen fahlen Geschmack im Mund behielt.

 

Heute gibt es stattdessen hauptsächlich selbstklebende Postwertzeichen. In der Philatelie ist der Erhalt der Gummierung übrigens bei ungestempelten Marken nach wie vor ein wichtiges Kriterium. Ansonsten ist das Hobby, Briefmarken zu sammeln, beileibe keine trockene Sache.

Eine spannende Geschichtsstunde

Wer sich mit den Mitgliedern des Briefmarkensammlervereins (BSV) Feuerbach unterhält, erlebt jedenfalls eine spannende Geschichtsstunde. Das in den vergangenen Jahrzehnten zahlenmäßig ziemlich zusammengeschrumpfte Grüppchen hält seit Jahrzehnten die Fahne der Sammelleidenschaft hoch. „Anfang der 1980er Jahre waren wir noch 80 Mitglieder“, sagt der Vorsitzende Herbert Stark. Inzwischen stehen gerade mal noch 13 Sammler im Vereinsregister. Das Durchschnittsalter geht in Richtung 80 Jahre.

Karl-Bernd Riefle ist mit seinen 70 Jahren der jüngste unter den Feuerbacher Philatelisten. „Wir bräuchten dringend Nachwuchs.“ Dabei steht außer Frage, dass für Jugendliche das Ordnen, Sammeln, Systematisieren und Aufbereiten der gezackten Schönheiten und Postkarten in Sonderschauen eine pädagogisch sinnvolle Freizeitalternative zu Computerspielen wäre.

Sonderausstellung mit Ulf Merbold

Fest steht aber auch, dass die goldenen Zeiten des BSV schon einige Jahre zurück liegen. Stolz zeigt Siegfried Pohl, der zweite Vorsitzende, Exponate und Sonderstempel von der Feumo 84. Vom 30. März bis zum 1. April 1984 fand in der Festhalle die Ausstellung „Vom Rad zur Rakete“ statt. Der BSV und die Arbeitsgemeinschaft Weltraum-Philatelie organisierten die Großveranstaltung. Astronaut Ulf Merbold wurde extra für eine Autogrammstunde eingeflogen. Damals war Feuerbach für einige Tage der Nabel der Astrophilatelie. „Die Ausstellung fand ein großes Interesse, das weit über die Grenzen Stuttgarts hinausging“, berichtet Pohl. Sonderstempel wurden zur B-295-Tunneleröffnungsfeier herausgegeben. Im November 2000 feierte der Verein sein 50-jähriges Bestehen mit einer großen Jubiläumsschau. Die Anfänge reichen allerdings weiter zurück. Schon während des Zweiten Weltkriegs hatte sich in Feuerbach eine Briefmarkensammlergruppe bei der Firma Bosch gebildet. Daraus entstand später als Ableger der BSV.

Für die Feuerbacher Philatelisten haben ihre gesammelte Schätze in erster Linie einen ideellen Wert. „Das ist für uns ein reines Hobby“, sagen die Mitglieder. Neben der reinen Leidenschaft, auf Sammlerbörsen und Ausstellungen neue Schätze zu erwerben, nimmt auch die intensive Auseinandersetzung mit der Historie und den Inhalten sehr viel Raum ein.

Feuerbacher Postgeschichte

Die Feuerbacher Postgeschichte ist das Thema von Helmut Sautter und Herbert Stark. Der BSV-Vorsitzende zeigt einen Brief vom 2. November 1857 aus seiner Sammlung. Damals gab es noch kein fest installiertes Postamt. „Sobald der Zug in den Bahnhof eingefahren war, konnte man beim Schaffner den Brief aufgeben“, berichtet Stark. Später wurde im Gasthof „Hirsch“ die erste Poststelle eingerichtet. Dort wurde auch der erste Briefkasten aufgestellt. 1864 konnte kein Nachfolger für diese Poststelle gefunden werden. Ein Bote aus Botnang kümmerte sich in dieser Zeit um die Feuerbacher Post. Im Jahr 1886 wurde dann in der Stuttgarter Straße das Königlich-Württembergische Postamt II. Klasse errichtet. So wird aus einer Sonderschau eine spannende Geschichtsstunde.

„Wir sichten und lesen auch eine Menge Literatur“, sagt Vize-Vorsitzender Siegfried Pohl. Er hat sich auf thematische Sammlungen spezialisiert. Eine kleine philatelistische Rarität nennt Pohl auch sein eigen: „Ich habe einen Wilhelma-Poststempel, der nur einen Tag lief. Das Wort Panther ist darauf ohne H geschrieben. Wegen des Fehlers wurde er schnell wieder aus dem Verkehr gezogen.“

Die Daten des Briefmarkensammlervereins Feuerbach

Postadresse: Herbert Stark, Wiener Straße 137, 70469 Stuttgart Telefon : 81 53 16 Vorsitzender: Herbert Stark Gründungsjahr: 1950 Mitgliederzahl: 13