Markus Laubenthal ist ein Unikum – der erste deutsche General in Diensten der US-Armee. Als Stabschef beim amerikanischen Heer im Wiesbadener Hauptquartier verfolgt er die Rückkehr der gepanzerten Verbände nach Europa aus nächster Nähe – und dringt auf mehr Tempo.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Seit Baron von Steuben vor fast 240 Jahren hat es das nicht mehr gegeben: ein deutscher General in der US-Armee. Seit Juli 2014 ist Markus Laubenthal Chef des Stabes der US-Army in Europa (Usareur) – „voll integriert“ und mit „voller Beurteilungsbefugnis“ als Vorgesetzter. Damit ist der Brigadegeneral die rechte Hand von Generalleutnant Ben Hodges, dem Kommandeur des US-Heeres in Europa – sozusagen als „Brückenkopf“ der Bundeswehr in die US-Armee hinein. Die USA hätten die ehrliche Absicht zu kooperieren, sagt der 54-Jährige in der Cannstatter Heuss-Kaserne über seinen damals ganz neu eingerichteten Stabsposten.

 

Knapp 30 000 von einst bis zu 300 000 Soldaten des US-Heeres sind noch in Europa geblieben. Nun beobachtet der Mann in Bundeswehruniform aus nächster Nähe die Rückkehr der gepanzerten US-Verbände – aktuell die Verlegung einer Panzerbrigade aus Colorado an die Nato-Ostflanke. Im Rahmen der US-Operation „Atlantic Resolve“ werden 4000 Soldaten rotierend in Polen und den baltischen Staaten eingesetzt. Noch nie habe die Nato eine komplette Brigade verlegt, sagt Laubenthal. Beim Transport der Soldaten und der 2500 Großgeräte – vom Panzer bis zum Container – in 38 Eisenbahnzügen von Bremerhaven nach Osteuropa wird vor allem auf Tempo geachtet. Die benötigte Zeit werde künftig die Referenzgröße für solche Operationen sein.

„Military Schengen“ soll das Ziel sein

Da tauchen Fragen auf, die man sich viele Jahre nicht mehr gestellt hat: Laubenthal dringt auf eine Beschleunigung von Militärtransporten – erleichtert durch weniger Bürokratie und bessere Informationen der Behörden über befahrbare Straßen – in allen europäischen Nato-Ländern. „Wir müssen aus dem Schengen-Raum ein ,military Schengen’ machen“, fordert er. Geschwindigkeit sei der entscheidende Faktor, denn „je schneller wir verlegen, desto glaubwürdiger ist die Abschreckung“.

Dies ist auf die Russen gemünzt, die Truppenteile oft unbemerkt verlegen. So habe es Wochen gedauert, bis man die aktiven Streitkräfte erkannt hätte, die die Krim eingenommen hätten. „Wir haben die Transparenz nicht – viel zu oft schauen wir in die Blackbox“, sagt der Ein-Sterne-General. Man müsse Systeme und Sensoren entwickeln, um die russischen Bewegungen als Teil der hybriden Strategie besser zu auszumachen. „Da stehen wir noch am Anfang, um die politische Führung entscheidungsfähiger zu machen.“ Er wolle Moskau jedoch nicht als „großen Aggressor“ hinstellen. „Wir müssen uns auf Russland einstellen, nicht dagegen rüsten“, sagt er.

Mehr Einsatz der Deutschen angemahnt

Eine Brigade nach Europa zu verlegen, lässt sich die US-Armee 250 Millionen US-Dollar kosten. Nicht nur Deutschland läuft mit seinem finanziellen Einsatz weit hinterher: „Wir müssen uns die Frage stellen, ob wir genug für die innere und äußere Sicherheit tun“, mahnt der General. Das fordere der neue US-Präsident genauso von den europäischen Nato-Partnern wie der alte – nur dass Donald Trump dies in anderer Form artikuliere als Barack Obama.