Anna-Lena Hitzfeld und Milan Gather fragen in dem Online-Stück „Bro*Call“ fürs Junge Ensemble Stuttgart, was Männer an sich und anderen mögen – und was sie fürchten.

Bauen/Wohnen/Architektur : Nicole Golombek (golo)

Stuttgart - „Einfach mal raushauen“ – die Ansage von Anna-Lena Hitzfeld animiert das Publikum von „Bro*Call“ im Online-Chat zu Stichworten wie „bärtig“ und „grillen“ über „weinen“ und „weinen nicht“ bis zu „dicke Eier“ und „Schweine“, bei dem man ein bisschen ins Grübeln darüber kommt, wie schlecht es um das Ansehen der Männlichkeit offenbar steht.

 

„Bro*Call“ ist eine Produktion der Reihe Freispiel des Jungen Ensembles Stuttgart (JES). Der Schauspieler Milan Gather und die Schauspielerin Anna-Lena Hitzfeld haben Menschen von zehn bis 67 Jahren befragt, was Männlichkeit ist, was sie an sich mögen und an anderen und was nicht – und einen Film daraus gemacht.

Angst vor Männern

Die Teilnehmer schauen direkt in die Kamera, sagen, dass sie durchaus Angst vor anderen Männern haben; sie schätzen es, wenn Männer zuhören; sie sind froh, wenn sie sich bei anderen Männern so geben können, wie sie sind. Und sie leiden darunter, dass es Erwartungen gibt, wie „man“ zu sein hat, die sie nicht erfüllen wollen, aber dann gemobbt werden.

Neben den reportageartigen Elementen spielen Gather und Hitzfeld mit dem Performer Mustafa Sen in Jogginghose und Unterhemd kurz Szenen an, Männlichkeitsposen imitierend oder zurückweisend, sich mal aneinander annähernd, mal in eher kämpferischer Pose.

Spiel mit Männlichkeitsposen

Dass eine künstlerisch umrahmte Umfrage nur eine Stichprobe sein kann, thematisieren Gather und Hitzfeld durchaus selbstkritisch: Welche Männer haben wir nicht befragt? Wer kann nicht ins JES kommen und Fragen beantworten, weil er arbeiten muss und sich künstlerische Teilhabe nicht leisten kann? Wer hat die technischen Möglichkeiten, sich einen Theater-Stream anzuschauen?

Das kann ihnen das Publikum nicht beantworten, wohl aber die Frage, wie das nachdenklich machende Freispiel ankommt: „Super“, „anrührend“ und „großartig“.

Info

Weitere Vorstellungen am 2. Juni, 17 Uhr, 12. Juni 19 Uhr. www.jes-stuttgart.de