Bröckelnde Bahnbrücken Mehr als 100 Bauwerke im Land marode

Milliarden steckt die Bahn Jahr für Jahr in die Pflege ihres Netzes. Dass dies noch zu wenig sein könnte, zeigen Zahlen zur Sanierung jahrzehntealter Brücken etwa in Baden-Württemberg.
Stuttgart - Trotz Milliardeninvestitionen bundesweit wächst der Sanierungsstau an den Bahnbrücken im Südwesten weiter an. Die oft etliche Jahrzehnte alten Bauwerke verfallen schneller als sie saniert werden, mahnte jetzt der Bahnexperte der Grünen-Bundestagsfraktion, Matthias Gastel. Die Zahl der zum Abriss vorgesehenen Brücken mit „gravierenden Schäden“ habe sich in den letzten beiden Jahren um zehn Prozent auf 111 Bauwerke erhöht. Der Bund müsse finanziell nachlegen, um den Verfall zu stoppen, fordert auch Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne).
Die Bahn verweist auf ein 28-Milliarden-Paket, mit dem die Infrastruktur bis 2019 modernisiert werde. 875 von 25 000 Brücken würden in der Zeit bundesweit ganz oder in Teilen erneuert. Sicher seien die Brücken ohnehin, versicherte Bahn-Sprecher Werner Graf. Auch eine Brücke in der Zustandskategorie 4 mit „gravierenden Schäden“ sei ohne Einschränkungen zu befahren. Auswirkungen auf den Bahnbetrieb habe das nicht.
Hermann: Brücken sind die Achillesferse im Schienennetz
Fünf Prozent der Eisenbahnbrücken in Deutschland sind laut Bahn in der Kategorie 4 eingestuft und müssen über kurz oder lang erneuert werden. In Baden-Württemberg sind es den Angaben zufolge 111 von 3104 Eisenbahnbrücken. Im Durchschnitt sind sie 59 Jahre alt.
Laut Bundesverkehrsministerium sind etwa 40 Prozent der Bahnbrücken im Südwesten (1223 Bauwerke) älter als 80 Jahre alt, wurden also in den Jahren vor 1937 gebaut. Die maroden Brücken sind mehr oder weniger über das ganze Land verteilt: In Stuttgart ist es zum Beispiel eine Brücke der Gäubahn Richtung Zürich, in Südbaden bei Waldshut-Tiengen eine über den Rhein.
In den vergangenen drei Jahren seien in Baden-Württemberg 29 Eisenbahnbrücken saniert, erneuert oder neu gebaut worden, hieß es bei der Bahn. Aus Sicht von Baden-Württembergs Verkehrsminister Hermann muss der Sanierungsstau rasch beseitigt werden. Der Bund müsse deutlich mehr dafür tun. Brücken seien die Achillesferse im Schienennetz.
Bahn-Experte kritisiert den Bund
Auch Bahn-Experte Gastel aus Filderstadt bei Stuttgart ist der Ansicht, dass der Bund schlicht zu wenig tut, um den weiteren Verfall der Substanz zu bremsen. Seine Rechnung geht so: Bei einer Lebensdauer von etwa 100 Jahren müssten jedes Jahr 31 Bahnbrücken in Baden-Württemberg erneuert werden. Im Durchschnitt der letzten Jahre seien es nicht einmal zehn gewesen.
„Es ist dringend notwendig, das Schienennetz zu sanieren und auszubauen“, betont Minister Hermann, „damit der Personenverkehr stabiler läuft und deutlich mehr Güterverkehr von der Straße auf die Bahn als klima- und umweltfreundlichen Verkehrsträger verlagert werden kann.“
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