Markgröningen gibt eine Broschüre für Flüchtlinge heraus, damit diese sich in der Stadt besser zurechtfinden. Es soll Orientierung für die Neuankömmlinge bieten, auf den erhobenen Zeigefinger verzichtet man.

Markgröningen - Einen Wegweiser für Flüchtlinge hat die Stadt Markgröningen herausgebracht. „Darin haben wir Dinge aufgeführt, die für uns selbstverständlich scheinen mögen, für die Flüchtlinge aber neu sein können, beispielsweise, dass man an einer roten Ampel besser stehen bleibt“, sagt der Bürgermeister Rudolf Kürner.

 

Die 50 Seiten umfassende als Blattfächer angelegte Broschüre erklärt grundlegende Rechte wie Religions- und Meinungsfreiheit, weist auf deutsche Eigenheiten wie die Pünktlichkeit oder die Ruhezeiten hin, und enthält wichtige Kontaktadressen wie beispielsweise von Vereinen, Ärzten oder Banken.

Das meiste davon ist deskriptiv, es gibt dies, es gibt jenes, Verhaltensregeln oder gar Anweisungen gibt es nicht. „Sie werden bei uns keinen erhobenen Zeigefinger finden“, sagt Kürner. Im fränkischen Hardheim hatte es Kritik an einem Flüchtlings-Wegweiser gegeben, weil dieser mit rassistischen Klischees gespickt war, beispielsweise keinen Müll auf die Straße zu werfen, Ware im Supermarkt zu zahlen oder die „Notdurft“ nur auf Toiletten zu verrichten. Dergleichen findet sich in der Markgröninger Broschüre nicht.

Der Wegweiser ist nur auf Deutsch

„Wir haben im Gespräch mit Flüchtlingen geklärt, wo es Probleme im Alltag gibt“, sagt Bettina Glasbrenner, die Fachgebietsleiterin für Bürgerdienste in Markgröningen. Dabei gelte es auch, Kleinigkeiten zu beachten: „In Gummibärchen und Tortengüssen sind durch die Gelatine beispielsweise Teile vom Schwein. Viele Muslime wissen das nicht“, sagt Glasbrenner.

Der Wegweiser ist komplett in deutscher Sprache, die jedoch einfach gehalten ist. „Allein vom Umfang her geht es nicht anders“, begründet Bettina Krickl die Entscheidung. Krickl ist seit vergangenem Jahr die Integrationsbeauftragte der Stadt. Die Stelle wurde eigens für den besseren Umgang mit den Flüchtlingen geschaffen.

Bei der Broschüre habe man sich an der Stadt Ravensburg orientiert, die bereits einen ähnlichen Wegweiser herausgegeben hat. Mit vielen Bildern und Piktogrammen erklärt die Broschüre den Flüchtlingen den Alltag. „Die meisten Bilder sprechen für sich“, sagt Krickl. Eine örtliche Grafikerin hat die Seiten layoutet, die Texte kommen von Krickl.

Es gab Fördermittel vom Land

In Markgröningen beträgt die Auflage 500 Stück, knapp 60 Prozent der Kosten, nämlich 4200 Euro, gibt es vom Land als Fördermittel. Ein Landesprogramm des Integrationsministeriums bezuschusst derartige Broschüren. Im September 2015 hatte die Stadt sich dafür beworben, im Februar 2016 kam dann die Zusage.

Nun liegen die Wegweiser druckfrisch im Rathaus. Verteilt werden sollen sie nach den Sommerferien, wenn die ehrenamtlichen Sprachkurse für Flüchtlinge wieder losgehen. Dort könne man jene Alltagssituationen üben, die im Wegweiser aufgeführt werden – beispielsweise, dass man sein Kind an der Schule abmeldet, wenn es krank ist.

Auch auf örtliche Besonderheiten geht der Willkommens-Wegweiser ein . So steht zum Beispiel der an diesem Wochenende stattfindende Markgröninger Schäferlauf im Veranstaltungskalender am Ende der Broschüre. Dort heißt es etwas spröde: „In den Straßen herrscht buntes Treiben aus Marktständen und Musik.“