So sieht zukunftsweisender Ingenieurbau aus: Das Stuttgarter Büro Schlaich Bergermann Partner und die SSB sind für die neue Brücke der Linie U6 mit dem Deutschen Ingenieursbaupreis 2022 ausgezeichnet worden.

Kultur: Ulla Hanselmann (uh)

Die neue Stuttgarter Stadtbahnbrücke, die den Stadtteil Fasanenhof mit dem Flughafen und der Messe verbindet, ist mit dem Deutschen Ingenieurbaupreis 2022 ausgezeichnet geworden. Das gaben das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen und die Bundesingenieurkammer bekannt. Eine siebenköpfige Jury hat den vom Stuttgarter Ingenieurbüro Schlaich Bergermann Partner sbp geplanten Brückenbau zum Siegerprojekt gekürt. Bauherr ist die SSB Stuttgarter Straßenbahnen AG. Der Deutsche Ingenieurbaupreis ist als Staatspreis der bedeutendste Preis für Bauingenieurinnen und -ingenieure in Deutschland. Neben dem mit 30 000 Euro dotierten Hauptpreis wurden drei Auszeichnungen (jeweils 5000 Euro Preisgeld) und eine Anerkennung (3000 Euro) vergeben.

 

Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Innovation

Die diesjährigen Preisträger würden für herausragende Projekte gewürdigt, in denen sie „ihre Profession mit den Themen Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Innovation verknüpft“ hätten, betonte die Bundesbauministerin Klara Geywitz. Das Preisträger-Projekt aus Stuttgart zeichne sich durch „eine ideenreiche Konstruktion aus, die den öffentlichen Nahverkehr in einer Großstadt stärkt“, so Geywitz. Bei der Netzwerkbogenbrücke kommen kohlefaserverstärkte Kunststoffseile mit Carbon-Hängern zum Einsatz.

Seile aus Carbon statt aus Stahl

Achtzig Meter weit spannt sich die Brücke der Stadtbahnlinie U6 über die zehn Fahrspuren der A8 am Echterdinger Ei. Sie kommt ohne Mittelstütze aus. Einzigartig ist, dass erstmals Carbon- und nicht Stahlseile verwendet wurden. Das längste ist neun Meter lang und wiegt nur 40 Kilogramm, aus Stahl wäre es viermal so schwer. Das Infrastrukturbauwerk sei „als Innovation weltweit ein überaus gelungenes Beispiel für Ingenieurbaukunst“ und gebe prägende Antworten auf aktuelle Fragestellungen im Bauwesen, urteilte die Jury unter der Leitung von Jan Akkermann, Stuttgart.

Laut Helmut Schmeitzner vom Vorstand der Bundesingenieurkammer sollten bei dem Auszeichnungsverfahren zudem Projekte gewürdigt werden, „bei denen herausragende Ingenieurleistungen in den Dienst der Bestandserhaltung gestellt wurden oder die in anderer Weise den Nachhaltigkeitsgedanken fördern.“ Zu denen mit einer Auszeichnung versehenen Projekten zählen ein als Holzkonstruktion ausgeführtes Fahrradparkhaus in Eberswalde, geplant vom Ingenieurbüro ifb frohloff staffa kühl ecker, Berlin; die Verstärkung des Blocks 34 des Altstadtringtunnels in München im laufenden Verkehr durch das Ingenieurbüro Prof. Feix Ingenieure GmbH, München, sowie die Instandsetzung einer denkmalgeschützten Stampfbetonbrücke/ Illerbrücke, Illerbeuren, durch die Konstruktionsgruppe Bauen AG, Kempten.

Der im Zweijahresrhythmus verliehene Deutsche Ingenieurbaupreis wurde zum vierten Mal ausgelobt. Die Preisverleihung findet am 28. November in Köln statt.