Nach dem Abbruch der Brücke über die B 14 ist Kritik am Vorgehen der Bahn laut geworden. Doch das Unternehmen kontert.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Backnang - Das Interesse ist groß gewesen, als am Wochenende die bei einem Unfall vor gut zwei Monaten beschädigte Eisenbahnbrücke über der B 14 bei Backnang abgebrochen wurde. Trotz Regenwetters beobachteten etliche Schaulustige, viele mit Foto- und Videokameras ausgestattet, wie das rund 60 Tonnen schwere Bauwerk von einem Schwerlastkran angehoben und oberhalb der Bundesstraße abgelegt wurde. Dort harrt die Brücke seitdem ihrer Demontage.

 

Kritiker: Schadstoffe könnten ins Erdreich gelangen

Zur Aktion wollte vor Ort niemand etwas sagen – weder die Bauarbeiter noch der Polier der Spezialfirma oder die anwesende Projektbetreuerin der Bahn. Von anderer Stelle wird nun allerdings Kritik am Vorgehen der Bahn geäußert. Die Kritik kommt von jemandem, der früher beruflich mit ähnlichen Fällen wie der beschädigten Brücke zu tun hatte. Sein Name soll hier außen vor bleiben – denn was er sagt, ist ein nicht unerheblicher Vorwurf: „Meiner Meinung nach war das an der Brücke kein Totalschaden.“ Auch Umstehende hatten sich am Wochenende darüber gewundert, dass sie an der stählernen Konstruktion kaum einen Schaden entdecken konnten. Die Vermutung des Kritikers: Da die Eisenbahnbrücke wegen des bevorstehenden B-14-Ausbaus ohnehin ersetzt werden müsse, sei man bei der Bahn vielleicht gar nicht unglücklich darüber, die anstehenden Kosten für einen Neubau der Versicherung des Lastwagenfahrers aufs Auge zu drücken, der im September mit seiner Ladung an der alten Brücke hängen geblieben war.

Das ist nicht die einzige Kritik des Experten. „Ich hätte die Brücke für die Demontage fortgeschafft, und zwar auf eine mit Beton versiegelte Fläche. Hier könnten doch Schadstoffe ins Erdreich gelangen“, meint er über die Stelle oberhalb der Bundesstraße, an der der Stahlkoloss auseinander gebaut werden soll. Schließlich sei in der Brücke vermutlich Teer verbaut worden – früher ein normaler Straßenbelag, gilt dieser heute als Sondermüll.

Bahnsprecher: Gutachten ist von unabhängiger Stelle bestätigt

Der Bahnsprecher Roland Kortz weist die Kritik zurück. Zur Einschätzung des Schadens habe die Bahn nicht nur einen eigenen Sachverständigen, sondern auch einen externen, unabhängigen Gutachter beauftragt. „Der ist auch zu dem Schluss gekommen, dass die Brücke ausgetauscht werden muss.“ Unter anderem sei der Hauptträger stark verformt, er habe Risse und Dehnungen. Auch mehrere Brückenlager seien schwer beschädigt gewesen. „Das ist vergleichbar mit einem Achsbruch beim Auto: Von außen sieht man den auch nicht, aber das Auto ist trotzdem kaputt“, erklärt Kortz. „Auch die Versicherung der Gegenseite wird sich dieses Gutachten ansehen – und Versicherungen sind bekanntlich recht zurückhaltend, wenn es um Schadensfälle geht.“ Abgesehen davon müsse die Bahn den Bau einer neuen Brücke ohnehin nur zu einem kleinen Teil bezahlen: „Der Anlass für den Neubau ist ja der vierspurige Ausbau der Bundesstraße – und der Veranlasser muss einen Großteil der Kosten übernehmen.“ In diesem Fall also der Bund.

Was die Demontage der Brücke angehe, sei das Verfahren, die Brücke vor Ort auseinander zu bauen und stückweise abzutransportieren, „üblich“, die Stelle sei mit einer Plane abgedeckt. „Ich wüsste auch gar nicht, wie man ein so großes und schweres Teil wie diese 16 Meter lange Brücke am Stück wegschaffen könnte“, meint Kortz.