Das Projekt Brückenbauer unterstützt seit fünf Jahren Menschen mit Migrations-hintergrund. Ziel ist es, den Migranten den Alltag zu erleichtern und sie besser in den Stadtbezirk zu integrieren.

Botnang - Menschen, die der deutschen Sprache noch nicht so mächtig sind, fällt es hierzulande oft schwer, ihren Alltag zu meistern. Arztbesuche, der Gang zum Amt oder das Einkaufen können in diesem Fall für viele ausländische Mitbürger und Migranten erst einmal zum Problem werden. „Immer wieder stellen wir dann auch in Botnang fest, dass die Kinder aus den Migrantenfamilien für ihre Eltern bei den Behörden oder beim Doktor übersetzen müssen“, sagt Hanne Reder von der Haar vom Beratungszentrum West. Oft seien aber gerade die kleinen Mädchen und Buben mit dieser Aufgabe überfordert.

 

Brückenbauer als Wegbegleiter

Um die Kinder zu entlasten und sie, ihre Eltern sowie auch die Senioren mit Migrationshintergrund besser in den Stadtbezirk zu integrieren, wurde in Botnang im Jahr 2008 das Projekt Brückenbauer ins Leben gerufen. Ehrenamtliche mit Fremdsprachenkenntnissen sollen den Migranten bei Bedarf in alltäglichen Situationen helfen und dabei als Dolmetscher fungieren. „Die Brückenbauer sollen aber auch ein Stück weit Wegbegleiter sein“, sagte Alberto Company beim Projektstart im Jahr 2008. Der Leiter des Kinder- und Jugendtreffs ist wie Hanne Reder von der Haar einer der Mitinitiatoren der Brückenbauer. Zudem zeichnen von Beginn an das Bezirksamt, das Elternseminar sowie das Familien- und Nachbarschaftszentrum (FuN) Botnang für das Projekt verantwortlich.

Nachfrage leider nicht so groß

Rund 30 Botnanger hatten sich zum Projektstart bereit erklärt, sich ehrenamtlich zu engagieren. Aktuell sind es allerdings nur noch etwa fünf bis zehn, sagt die stellvertretende Bezirksvorsteherin Mina Smakaj. Das läge vor allem daran, dass die Nachfrage für die Brückenbauer leider nicht so groß sei. „Viele Ehrenamtliche sind abgesprungen, weil sie nichts zu tun hatten“, sagt Hanne Reder von der Haar. Und Mina Smakaj ergänzt: „Der Bedarf ist aber definitiv vorhanden. Das Problem ist nur, dass viele Betroffene eine andere Wahrnehmung haben und oft meinen, dass sie keine Hilfe bräuchten.“ Zudem gebe es sicherlich auch eine erhebliche Anzahl an Migranten, denen es schwer falle, jemanden an sich heranzulassen, den sie noch nicht kennen. „Das ist natürlich auch nachvollziehbar“, sagt die stellvertretende Bezirksvorsteherin. Dennoch wünscht sich Smakaj, dass die Brückenbauer stärker angefragt werden. Eine Statistik der vergangenen fünf Jahre liege zwar nicht vor, aber schätzungsweise habe man 50 bis 70 Personen seit Projektbeginn helfen können, sagt Mina Smakaj. Eine Frau, die aus dem Kongo nach Botnang gekommen sei, bekomme aktuell einmal in der Woche Besuch von einem Brückenbauer, um sie für den Alltag fit zu machen, während sie parallel noch einen Deutschkurs belegt.

„Die Eltern zu erreichen, ist sehr schwierig

Diese Art von Hilfe hat allerdings Seltenheitswert. Vor allem kümmern sich die Ehrenamtlichen des Projekts bislang um die Kinder der Migranten. Sie bringen sie beispielsweise eine Zeit lang zur Schule, begleiten sie zum Schwimmunterricht, bringen ihnen das Fahrradfahren bei oder gehen mit ins Museum und in die Wilhelma. „Auch Hausaufgabenhilfe wird bei uns stark angefragt“, sagt Smakaj. „Die Eltern zu erreichen, ist sehr schwierig.“

Annelore Duda hat es aber geschafft. Sie ist schon fast fünf Jahre lang Brückenbauerin, kümmert sich allerdings schon etwa 15 Jahre um eine Familie, mit der sie mittlerweile sehr gut befreundet ist. Sie liest gerne vor, hilft bei den Hausaufgaben und verbringt die Freizeit mit den Kindern. Das macht der 84-Jährigen Spaß. „Ich komme aus einer Familie mit zwölf Kindern und habe früh meine Mutter verloren. Ich will helfen und ein gutes Vorbild sein“, sagt die pensionierte Kinderkrankenschwester.