In Benningen wurde die Neckarbrücke für Lastwagen über zwölf Tonnen Gewicht gesperrt. In Freiberg am Neckar geht deshalb die Angst vor noch mehr Schwerlastverkehr um. Die Stadträte drohen mit harten Protestaktionen.

Freiberg/Neckar - Die Hiobsbotschaft für Freiberg ist dieses Mal vom Regierungspräsidium gekommen. Dessen Mitarbeiter haben die Neckarbrücke in Benningen für Lastwagen über zwölf Tonnen Gewicht gesperrt. Verwaltung und Gemeinderat in Freiberg befürchten, dass ihre Stadt dadurch vor dem Verkehrskollaps steht. Denn Lastwagen gelangen jetzt erst wieder an der Freiberger Brücke über den Neckar, wenn sie aus Benningen kommen und bei Pleidelsheim auf die A 81 möchten.

 

Gemeinderäte drohen mit Besetzung der Brücke

„Wir werden hier einfach völlig im Stich gelassen“, sagt Bürgermeister Dirk Schaible zur Brückensperrung. Er drückt damit die Stimmung in großen Teilen des Gemeinderats aus. Mitglieder der CDU-Fraktion haben sogar schon die Besetzung der Freiberger Neckarbrücke gefordert. Eine unrealistische Idee, die aber Anhänger findet. „Dann würde man mal sehen, was passiert, wenn die Freiberger Brücke auch zu ist“, sagt die Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, Ute Kress.

Obwohl das Regierungspräsidium (RP) die Schließung in Benningen veranlasst hat, trifft der Zorn der Freiberger nicht die Behörde. „Unser Unmut geht nicht gegen Benningen, sondern gegen das Verkehrsministerium“, sagt der CDU-Fraktionschef Gerald Schweitzer. Die grün-rote Landesregierung hatte im Frühjahr die Aufnahme des interkommunalen Verkehrskonzepts in den Generalverkehrswegeplan abgelehnt, das in Freiberg, Pleidelsheim, Ingersheim und Bietigheim-Bissingen für Entlastung sorgen sollte. Dazu gehört auch eine Umleitung, die Autos und Lastwagen aus Richtung Benningen im Norden um Freiberg-Beihingen herumleiten soll. „Wenn es die Schwörertrasse schon gäbe, würden wir von der Brückensperrung nichts mitbekommen“, sagt Dirk Schaible.

Lastwagen müssen in Zukunft durch Freiberg

Die Sperrung der Neckarquerung in der Nachbargemeinde an sich könne er nachvollziehen, weil das RP auf die Verkehrssicherheit achten müsse. Das 60 Jahre alte Bauwerk ist dabei nicht einmal baufällig, sondern laut einem neuen Gutachten einfach nicht für Schwerlasten geeignet. „Sie ist damals nicht so geplant worden, dass jemals Lastwagen mit 20, 30 oder 40 Tonnen darüberfahren können“, erklärt Clemens Homoth-Kuhs vom Regierungspräsidium.

Welche Folgen die teils geschlossene Brücke in Benningen für Freiberg haben werde, sei nicht absehbar, sagt der Sprecher des Regierungspräsidiums. Verkehrsströme würden sich oft anders verlagern, als erwartet werde. Im Freiberger Gemeinderat sieht man die Situation kritischer. „Wir haben hier schon genug Schwerlastverkehr, und jetzt wird noch mehr dazukommen“, sagt Ute Kress. Clemens Homoth-Kuhs verspricht aber, dass seine Behörde zusammen mit dem Landkreis Ludwigsburg eine großräumige Umfahrung plane, damit Freiberg nicht einseitig belastet werde.

Nordumfahrung Benningens schon lange geplant

Am Ende könnte es für die Stadt sogar noch schlimmer kommen. Es ist laut RP nämlich kaum damit zu rechnen, dass die Benninger Neckarquerung wieder in Schuss gebracht wird. „Das wird bei dieser Brücke baulich schwierig und auch zu teuer, weil wir in wenigen Jahren dort eh die Nordumgehung bauen wollen“, sagt Clemens Homoth-Kuhs. Es gibt seit Jahren Pläne, in Benningen eine Umgehung nördlich des Neckars zu bauen. Die Maßnahme steht schon im Landesverkehrsplan. Da die alte Brücke gesperrt sei, wachse der Druck, die Nordumfahrung umzusetzen, sagt Homoth-Kuhs. Das entlaste Benningen und brächte Freiberg noch mehr Verkehr, sagt der Gemeinderat Gerald Schweitzer.