Aufarbeitung Die Brüdergemeinde agiert ungeschickt.

 

Endlich hat die evangelische Brüdergemeinde jemanden benannt, der die Heimerziehung in ihren diakonischen Einrichtungen aufarbeiten soll. Endlich kann sie einen Erfolg vermelden – und doch hat sie dabei alles falsch gemacht.

Natürlich ist für die Aufarbeitung nicht jeder geeignet. Die Person muss einerseits mit der Materie vertraut sein und andererseits den Druck aushalten, sich mit der Geschichte zu befassen, während die Missbrauchsvorwürfe parallel Gerichte beschäftigen. Insofern hat sich die Brüdergemeinde zu Recht die Zeit genommen, die sie benötigt. Doch sie verbreitet die Nachricht von der Benennung, ohne sich zuvor mit den Heimopfern abgestimmt zu haben; ohne sie gefragt zu haben, ob auch sie mit der Benannten kooperieren möchten – was die Voraussetzung für eine Aufarbeitung wäre. Die Heimopfer sind zu Recht empört.

Denn beide Seiten hatten sich gerade aufeinander zubewegt, und erstmals überhaupt schien nach Monaten endlich ein Dialog auf Augenhöhe möglich. Mechthild Wolff mag fachlich unbestritten die Richtige sein. Dass ihr aber ausgerechnet ihr Auftraggeber für diese schwierige Aufgabe auf so fahrlässige Weise Steine in den Weg legt, ist nicht nachvollziehbar.