Das Stuttgarter Forum der Kulturen feiert bei Brunch global an diesem Sonntag ein ereignisreiches Jahr mit dem Theaterfestival Made in Germany.

Lokales: Armin Friedl (dl)

S-West - Diese Stärkung haben sich die Schaffenden vom Forum der Kulturen verdient: Zuerst das Sommerfest der Kulturen auf dem Marktplatz als die wohl aufwendigste Aktivität des Vereins, jetzt im November das Theaterfestival Made in Germany mit elf ausverkauften Vorstellungen. Da muss doch viel Appetit da sein für den interkulturellen Frühstückstreff Brunch global an diesem Sonntag, 15. Dezember, von 11 bis 15 Uhr im Bürgerzentrum West. Ganz so viele Besucher wie das Sommerfest zieht der interkulturelle Theatertreff zwischen dem 13. und 17. November nicht an, da ist der Schauspielrahmen intimer, umso intensiver ist dafür der Austausch der Besucher – und mehr als ausverkauft können die zwölf Aufführungen ja auch gar nicht sein.

 

Differenzierte Auseinandersetzungen

Boglarka Pap, Leiterin des Festivals, ist jedenfalls sehr zufrieden mit der Resonanz: „Was wir uns erhofft haben, ist auch eingetreten: Wir können uns heute inhaltlich tiefgehender und differenzierter auseinandersetzen mit allem, was zum Thema Interkultur gehört. Und das Publikum geht mit, das erwartet es auch von uns.“ Was war da beispielsweise im Angebot: Etwa Homosexualität in der arabischen Kultur in dem Stück „Allah liebt Man(n)“, gespielt von der Frankfurter Schauspieltruppe Theaterperipherie in den Räumen des Jungen Ensembles.

Die langen Berliner Nächte

Besonders angetan war Pap von den Reaktionen auf „Jung, giftig und schwarz“, einer Produktion des Berliner Theaters Ballhaus Naunystraße, aufgeführt im Theater Rampe. Zwei Mädels, Mitte 20, Singles, feministisch und afrodeutsch, kosten die langen Berliner Nächte voll aus. „Da mussten wir noch extra Stühle aufstellen. Und dennoch haben die nicht für alle gereicht“, erinnert sich Pap: „Das Rampe-Team hat uns bestätigt, dass hier etliche Leute ins Theater kamen, die sonst dort nicht zu sehen sind.“

Auch das zählt zu den Besonderheiten des Festivals: Die Stücke sollen auch in Kombination mit den Aufführungsorten wirken, an denen jetzt mal für einen Abend etwas anderes gespielt wird, als sich die Leitungsteams dort sonst austüfteln. Dazu gehört etwa auch die Filmpräsentation von „Newcomers“ im La Lune im Stuttgarter Osten oder das Tanztheaterprojekt „Dörfer der Hoffnung“ im Alten Schauspielhaus. „Das hat auch das Stammpublikum dort begeistert aufgenommen“, so Pap, denn ausgewiesenes Tanztheater gibt es dort eigentlich nicht.

Die ehrenamtliche Jury ist gefordert

Dass diese Kombination von ungewöhnlichen Produktionen an ungewöhnlichen Spielstätten gut aufgeht, dafür sorgt eine ehrenamtlich tätige Jury von neun Leuten. Die haben im Vorfeld viel zu tun: Aus etwa 120 Einsendungen hatten sie ihre Auswahl zu treffen, mussten dabei schauen, welche Produktion überhaupt auf welche Bühne passt. Und das bei einem sehr eng gefassten Kostenrahmen. Und wer sich von denen schon etwas auskannte in der Stuttgarter Theaterszene, der war nun aufgefordert, sich besonders intensiv mit einer Spielstätte auseinanderzusetzen, die ihm bisher nicht so vertraut war.

Viel Lob also, aber kein Grund zum Ausruhen: „Besucherstatistiken stehen nicht so im Vordergrund“, so Pap, „wesentlicher sind für uns die Qualitäten der Aussagen. Und da müssen wir noch differenzierter werden, in der Auswahl, auch in der Gestaltung der Publikumsgespräche.“

Jetzt kommt Made in Stuttgart

Und da ist schon das nächste Ziel in Sicht: Das Festival Made in Stuttgart im November, das ja im jährlichen Wechsel mit Made in Germany stattfindet. Und da stehen im kommenden Herbst Künstler von hier aus der Region im Mittelpunkt mit interkulturellen Themen. „Da kann man sich jetzt schon bewerben“, so Boglarka Pap, „ein erstes Treffen der größtenteils neu zusammengesetzten Jury findet im Januar statt.“

Und da kommt zuvor die Stärkung bei Brunch global an diesem Sonntag hoffentlich genau richtig. Kulinarische Spezialitäten aus Spanien, Indonesien und Italien werden da zubereitet vom Club Español, von Kridha Budaya Sari, dem Verein zur Förderung der indonesischen Kultur, vom italienischen Verein Associazione Lucania Stuttgart und vom deutsch-türkischen Zusammenschluss Ritim Stuttgart. Dazu stellen sich noch einige Migrantenvereine vor aus dem Forum der Kulturen. Für den guten Ton sorgen Musaik aus Stuttgart sowie das Flamenco-Ensemble Pasion y Arte und Künstler der beteiligten Vereine.